Innovative Viertel dank Mikromobilität und öffentlicher Verkehrsmittel der neuen Generation

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Autonome Elektrobusse. Systeme, die es ermöglichen, Auto und öffentliche Verkehrsmittel zu verbinden – dank Datenanalyse besser durchdachte Routen. Dies sind einige Beispiele für das, was wir „öffentlicher Verkehr der neuen Generation“ nennen. Alexandre Londot, Operations Manager bei AGORA, und Marc Hoffmann, Leiter Infrastrukturmanagement bei der CFL, erklären, wie die Viertel Belval und Metzeschmelz diese Ansätze übernehmen und mit Maßnahmen zur „Mikromobilität“ kombinieren, die auch die Fortbewegung mit Fahrrad oder Roller integrieren.

Was sind die Hauptziele von „öffentlichen Verkehrsmitteln der neuen Generation“?

Marc Hoffmann, Direktor des Infrastrukturmanagements bei der CFL – Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois (Nationale Luxemburgische Eisenbahngesellschaft): „Es handelt sich natürlich um nachhaltigere und umweltfreundlichere Lösungen für den öffentlichen Verkehr. Das Ziel ist, so viele Passagiere wie möglich zu transportieren und dabei so wenig wie möglich Treibhausgasemissionen (THG) zu erzeugen. Bei der CFL sind wir der Ansicht, dass diese Verkehrsmittel die Zukunft sind, da sie auch die Konnektivität verbessern und den Straßenverkehr verringern können. Obwohl unser Hauptgeschäft der von Natur aus umweltfreundliche Schienenverkehr ist, verstehen wir es als unsere Pflicht, uns in die Entwicklung anderer landesweiter Lösungen einzubringen, um die höchsten Standards im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel der neuen Generation zu erreichen. Deren Nutzung durch die Bevölkerung ergänzt unsere Zugfahrten und erweitert unser Angebot.“

Alexandre Londot, Operations Manager bei AGORA: „Die Stadtplanung des neuen Viertels Metzeschmelz basiert auf der Idee eines Stadtteils mit reduziertem Autoverkehr dank „Mobility Hubs“, die den Zugang zu verschiedenen Verkehrsmitteln erleichtern. Der Stellplatzanteil pro Wohnung ist auf 0,5 begrenzt, während normalerweise 1,5 vorgesehen sind. Das erfordert alternative Lösungen. Öffentliche Verkehrsmittel der neuen Generation stehen daher im Mittelpunkt unserer Strategie, zum Beispiel Elektrobusse, aber auch die Förderung von „Car Sharing“, wobei ein bestimmter Prozentsatz der verfügbaren Fahrzeuge elektrisch oder hybrid ist. In den letzten Jahren hat die CFL zudem Flex entwickelt, ein hervorragendes Car-Sharing-Angebot zur Ergänzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Wir stehen dabei in einem fruchtbaren Dialog und das Spektrum verfügbarer Lösungen ist sehr breitgefächert.“

Die CFL und AGORA arbeiten an einem innovativen Projekt mit autonomen Shuttles zusammen. Was können Sie uns dazu sagen?

Marc Hoffmann: „Derzeit läuft in Belval ein Pilotprojekt. KI-gesteuerte Shuttles sind fahrerlos unterwegs, jedoch in Anwesenheit eines Assistenten, der bei Bedarf eingreifen kann. Sie fahren derzeit auf vordefinierten Strecken mit festen Haltestellen und werden in Zukunft in eine mobile App integriert, um den Zugang zu erleichtern. Natürlich handelt es sich um Elektrofahrzeuge. Die Implementierung dieses Dienstes stellt eine große Herausforderung dar, insbesondere was die Integration in den bestehenden Verkehr und die Berücksichtigung von regelwidrigem Verhalten der Verkehrsteilnehmer betrifft. Aber das Projekt ist vielversprechend! Das autonome Fahren verbessert spürbar die Zuverlässigkeit des Dienstes, was sich positiv auf die Pünktlichkeit und auch auf die Nutzung des Netzes auswirkt. Das Fahrzeug, das wir momentan testen, fährt bis zu 30 km/h, während frühere Pilotprojekte auf eine Geschwindigkeit von 10 km/h beschränkt waren. Die Technologie entwickelt sich schnell!“

Die Verkehrsmittel der neuen Generation funktionieren gut in Kombination mit „Mikromobilität“. Was versteht man darunter?

Alexandre Londot: „Mikromobilität bezeichnet alle leichtgewichtigen und umweltschonenden Verkehrsmittel wie Fahrräder, E-Tretroller, Elektroroller (Scooter) oder Skateboards. Es handelt sich dabei um ‚sanfte‘ Verkehrsmittel, deren Nutzung durch die Stadtplanung unserer neuen Viertel erleichtert werden kann und sollte. Auch die öffentlichen Verkehrsnetze werden mittlerweile so gestaltet, dass sie diese Verkehrsmittel integrieren, insbesondere durch die Nähe von Fahrradverleihstationen oder E-Tretroller-Stationen zu Straßenbahn- und Bushaltestellen. In Metzeschmelz wird man darüber hinaus in den ‚Mobility Hubs‘ Fahrradverleihdienste, Reparaturwerkstätten sowie sichere Fahrradgaragen (‚bikebox‘) finden.“

Marc Hoffmann: „Eine unserer zentralen Ideen besteht darin, Lastenräder (Dreiräder) zur Miete anzubieten, die es städtischen Radfahrern ermöglichen, Material oder Waren zu transportieren. Diese sanfte Mobilitätslösung liegt gewissermaßen zwischen Fahrrad und Auto: Sie schützt die Umwelt und bietet gleichzeitig Stauraum, der dem eines Autos ähnelt. Ob diese Idee umsetzbar ist, wissen wir noch nicht, und sie ist sicherlich auch nicht für ganz Luxemburg ideal, aber für bestimmte, sehr spezifische Zonen ist sie außerordentlich spannend. Wir streben zudem an, alle Mikromobilitätsdienste in einer einzigen mobilen Anwendung zu integrieren, die es an einem Ort ermöglicht, die Nutzung von ,Car Sharing’, ‚ bikebox‘, Parkplätzen, Lastenrädern usw. zu verwalten.“

Welches Geschäftsmodell ist geplant, um diese Lösungen umzusetzen und dauerhaft sicherzustellen?

Alexandre Londot: „Das ist eine der großen Fragen, die wir uns derzeit stellen. Auch wenn beträchtliche öffentliche Gelder zu Recht in solche Projekte investiert werden müssen, ist es unsere Pflicht, für operative Effizienz zu sorgen und eine maximale Nutzung der Dienstleistungen zu fördern. Der Bau der Infrastruktur sowie ihr potenzieller Betrieb stellen erhebliche Kosten dar. Unser Gespräch mit der CFL dazu ist sehr konstruktiv und zielt darauf ab, möglichst intermodale und interoperable Lösungen zu planen – und zwar nicht nur auf Stadtteilebene, sondern auch in landesweiter Dimension.“

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