BELVAL

VON DER STAHLPRODUKTION ZUR ZUKUNFT DES WOHNENS INNERHALB VON ZWEI JAHRZEHNTEN

2001 eroberte sich die Natur auf dem Gelände des ehemaligen, teilweise abgerissenen Stahlwerks von ArcelorMittal ihren Lebensraum zurück. 20 Jahre später erhebt sich an derselben Stelle selbstbewusst ein modernes Stadtquartier. Der Beginn von Belval war auch die Geburtsstunde von AGORA. Dieses Projekt bot uns die Gelegenheit, unser Know-how im Hinblick auf alle Aspekte der Standortentwicklung auszubauen, von den ersten Plänen bis zur endgültigen Fertigstellung.

Heute ist Belval ein gemischtes Viertel, in dem Wohnen, Forschung und Arbeitsleben eine Symbiose eingehen. Durch die Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg, die hier ihren Campus eingerichtet hat, ist eine „Stadt der Wissenschaft“ entstanden. Aber auch viele Start-ups und digitale Unternehmen haben sich hier angesiedelt.

Die Hochöfen, Riesen aus Stahl und Symbole der industriellen Vergangenheit, fügen sich perfekt in das Stadtbild ein. Die ehemaligen Sinterbecken wurden zu einem belebten öffentlichen Platz umgewandelt. In Belval stehen Vergangenheit und Gegenwart im ständigen Dialog.

Das Quartier verfügt nicht nur über eine moderne Verkehrsinfrastruktur, sondern ist auch bekannt für seine vielfältigen Grünflächen und seine kulturellen Einrichtungen wie die Rockhal, eine der angesagtesten Konzerthallen Luxemburgs und der Großregion.

BELVAL, EIN EHRGEIZIGES STADTPROJEKT AUF EUROPÄISCHEM NIVEAU

DIE GESCHICHTE VON BELVAL

Gehen Sie mit uns auf eine Reise durch die letzten Jahrzehnte. Unsere chronologische Übersicht beleuchtet die bekannten und weniger bekannten Kapitel der Geschichte von Belval: vom sagenumwobenen Märchenwald über das geschäftige Industriegebiet bis zum Lebens- und Arbeitsraum der heutigen Zeit.

Um 1850

Das Naherholungsgebiet zwischen Belvaux und Esch ist nicht nur besonders beliebt, es ist auch besonders geheimnisvoll. Märchenhafte Sagen erzählt man sich über das Waldgebiet, das die beiden Siedlungen verbindet und wahlweise “Escher Bësch” oder Wald von “Claire Chêne” genannt wird. 

1868

Der Anwalt Joseph Steichen entdeckt in Belval eine Mineralquelle von außergewöhnlicher Qualität. Das für seine Heilwirkung bekannt gewordene Wasser wird ab 1893 professionell abgefüllt und vertrieben. Nicht nur im Großherzogtum, auch in Belgien und den Niederlanden erfreut es sich großer Beliebtheit – und beschert bereits im ersten Jahr Rekordzahlen von über 30.000 abgefüllten Flaschen.

1909

Der Escher Bësch wird abgeholzt, um Platz zu machen für eines der modernsten Stahlwerke der damaligen Zeit. Von der Erzaufbereitung bis zum fertigen Endprodukt – mit Hochöfen, Stahlwerk und Walzwerk ermöglicht die Anlage alle Phasen der Stahlproduktion. Über 3.000 Arbeiter produzieren 1913 insgesamt 400.000 Tonnen Gusseisen, 360.000 Tonnen Stahl und 297.000 Tonnen Walzprodukte.

1953

Am 30. April nimmt Jean Monnet, einer der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft den symbolischen ersten europäischen Hochofenabstich für die Montanunion in Belval vor.

1965

Das Stahlwerk wird bis 1979 komplett umgebaut und modernisiert. Die sechs alten Hochöfen werden abgerissen und durch drei neue mit noch höheren Produktionskapazitäten ersetzt.

1993

Nach und nach werden die drei Hochöfen stillgelegt. Ihr Nachfolger ist ein Elektroofen, der nicht mehr mit Eisenerz, sondern mit Metallschrott bestückt wird.

1995

Einer der drei letzten Hochöfen wird an den chinesischen Stahlkonzern Kisco verkauft. 240 chinesische Arbeiter bauen in fünf Monaten die mehr als 10.000 Tonnen Stahl ab, nummerieren und verpacken jedes Einzelteil, um den Koloss in weiteren 20 Monaten am neuen Standort Kunming in der Provinz Yunnan wieder aufzubauen. 

1997

Die Ära der Eisenproduktion in Belval-Ouest geht zu Ende. Mit einem symbolischen letzten Abstich wird der einzige noch funktionstüchtige Hochofen stillgelegt. Es beginnen Überlegungen, wie man das rund 120 Hektar große Areal künftig nutzen kann. 

2000

Der Luxemburger Staat und der Stahlkonzern Arbed (heute ArcelorMittal) gründen gemeinsam die Entwicklungsgesellschaft Agora. Sie soll auf dem stillgelegten Industrieareal Belval ein modernes und lebendiges Stadtviertel planen und bauen. 

2001

Gemeinsam mit dem Innenministerium lobt Agora einen städtebaulichen Wettbewerb zur Erstellung eines übergeordneten Masterplans als Grundlage für alle weiteren Entwicklungen des neuen Stadtviertels aus. Gewinner sind das Büro Jo Coenen & Co. aus Maastricht (heute vertreten durch das Büro Mars) gemeinsam mit den Freiraumplanern Lubbers aus 's-Hertogenbosch (heute vertreten durch das Büro Elyps). 

2002

Gründung des Fonds Belval. Als öffentliche Einrichtung erfüllt er die Aufgabe, die “Stadt der Wissenschaften, Forschung und Innovation”, das heißt, das staatliche Investitionsprogramm auf Belval umzusetzen.Im Juni feiern über 10.000 Menschen beim Steel Works Festival in Belval. Unter anderem treten Nina Hagen und die Band Indochine auf.

2005

Eröffnung der Rockhal, Luxemburgs größter Konzerthalle.Mit dem Umzug des Forschungszentrums “Gabriel Lippmann” kommen die ersten Wissenschaftler nach Belval.

2006

Fast 100 Jahre war das Industrieareal nicht für die Öffentlichkeit zugänglich – jetzt kommen rund 1.000 Besucher zur offiziellen Wiedereröffnung von Belval. Ende 2006 wird das neue Wahrzeichen von Belval – das rote Bankgebäude der Dexia (heute BIL) – eröffnet. 1.400 Mitarbeiter der RBC Dexia Investor Services (heute RBC Investor Services) ziehen in den ersten Abschnitt des Gebäudes.

2007

Die alte Gebläsehalle wird zum Schauplatz der Ausstellung “All we need”, Teil des Programms zum europäischen Kulturhauptstadt-Jahr von Luxemburg und der Großregion.

2008

Eröffnung von Belvalplaza I, dem Multifunktionscenter mit Wohnungen, Shoppingmall, Cafès, Restaurants und einem Großkino mit 1.500 Plätzen. Tausende Besucher lassen es sich nicht nehmen, am Eröffnungstag dabei zu sein – langem Schlangestehen zum Trotz. 

2009

Mit einem charmanten Nachbarschaftsfest werden die ersten Bewohner von Belval Nord begrüßt. Gleichzeitig ist offizieller Baubeginn der Maison du Savoir, dem zentralen Gebäude des künftigen Universitätscampus.

2010

Einweihung des neuen Bahnhofs “Belval-Universität”, der den alten Haltepunkt „Belval-Usines“ ersetzt. Künftig machen hier täglich 100 Züge Station, wobei rund 32.000 Menschen ein- und aussteigen.Im Herbst wird der zweite Abschnitt des Multifunktionscenters Belvalplaza mit Appartements, Geschäften, Restaurants und einem Supermarkt eröffnet.

2011

Mit dem ersten Luxemburger Symposium für Biomedizin wird das erste Gebäude des neuen Universitätscampus, das “House of Biomedicine”, feierlich eröffnet. Über 70 Mitarbeiter des Forschungsinstituts für Biotechnologie arbeiten hier.Außerdem: Das IBIS-Hotel öffnet seine Pforten. Und pünktlich zu Schulbeginn im September wird das Lyzeum Bel-Val eingeweiht.

2012

Das Existenzgründerzentrum Technoport bezieht seine neuen Räume in der früheren Umkleide der Stahlarbeiter. Ende des Jahres wird das neue 12 Stockwerke umfassende und 60 Meter hohe Verwaltungsgebäude des Staates fertiggestellt. Hier haben die nationale Umweltverwaltung, das Wasserwirtschaftsamt, die Datenschutzkommission und der Fonds Belval ihren Sitz.

2013

Im Mai erfolgt die Grundsteinlegung für die neue Universitätsbibliothek. Im Oktober öffnet das neue Park & Rail-Gebäude. Es bietet insgesamt 1.622 Parkplätze für Bahnpendler. Und Ende des Jahres heißt es „Happy Birthday“ – das Belvalplaza Shoppingcenter feiert seinen 5. Geburtstag.

2014

Nach umfangreichen Konservierungsarbeiten in den vergangenen Jahren, erstrahlt die Hochofenanlage wieder im neuen Glanz. Eingebettet in den neuen urbanen Kontext ist die Anlage nun Besuchern zugänglich sein und informiert über die frühere Stahlprodution in Belval. Zum ersten Hochofenfest im Juli kommt auch erstmals die von Ingo Maurer konzipierte Festbeleuchtung der Hochöfen zum Einsatz.

2015

Der neue Park Belval, erhält seinen neuen Namen „Park um Belval“ und wird mit einem großen Fest eröffnet. Und im September ist es dann endlich soweit: das erste Uni-Semester auf dem neuen Campus Belval startet. Zeitgleich eröffnet mit dem Uni-Val 1 das erste Studierendenwohnheim seine Pforten.

2016

Im Rahmen der Reihe „Meet the Artist“ präsentieren die ersten Künstler des Public Art Experience-Projektes Belval sich und ihre Arbeiten. Im Dezember wird nach 10 Jahren Bauzeit der 735 Meter lange neue Tunnel unter Belval für den Verkehr freigegeben. Er ist Hauptteil des ersten Bauabschnitts der sogenannten Liaison Micheville, der neuen Verkehrsader zwischen Luxemburg und Frankreich.

2017

Belval überschreitet die verkaufte Million Quadratmeter. Der Standort ist eines der wichtigsten Entwicklungszentren im Großherzogtum und in der Großregion.

2018

Die beiden Stadtteile Belval Nord und Hochofenterrasse sind vollständig vermarktet. Die Universitätsbibliothek, das so genannte Luxembourg Learning Center, öffnet ihre Türen und bietet den Studierenden neben den so genannten traditionellen Bibliotheksdiensten ein modernes Umfeld. Der Standort hat insgesamt 17.000 tägliche Bewohner, darunter mehr als 3.000 Einwohner, 5.700 Schüler, Studenten, Assistenten, Forscher und mehr als 8.500 Mitarbeiter.

2019

AGORA beginnt offiziell mit der Entwicklung des Quartiers Central Square

2020-2021

AGORA feiert 20 Jahre Belval

2022-2023

Belval ist Gastgeber von Esch 2022 – Kulturhauptstadt Europas

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BELVAL ALS INTEGRALER BESTANDTEIL EINES BIOSPHÄRENRESERVATS DER UNESCO

Seit 2016 gehört Belval zum Gebiet des Biosphärenreservats Minett Unesco Biosphere, das sich dem Schutz der Artenvielfalt im Einklang mit einer umweltfreundlichen Stadtentwicklung verschrieben hat. Gaëlle Tavernier von Syndicat Pro-Sud erzählt uns die Geschichte dieses einzigartigen Gebiets auf postindustriellem Boden.

LIBRE ACCÈS : DIE ARCHITEKTUR IM DIENSTE EINES AVANTGARDISTISCHEN RAD- UND AUTOVERKEHRS IN BELVAL

Wenn sich ein Architekt und ein Künstler zusammentun, um Straßenverkehrsinfrastrukturen zu entwickeln, entsteht daraus eine ganz neue Form der Nutzung. Jim Clemes und Nico Thurm haben auf diese Weise einen beeindruckenden Radweg entworfen, der Belval mit Esch-sur-Alzette verbinden soll. Außerdem konzipierten sie Abschnitte des neuen Autobahntunnels „Liaison Micheville“ zwischen Frankreich und Luxemburg.