Wie BIM und digitale Zwillinge die Stadtplanung in Belval und Metzeschmelz revolutionieren

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Ein Ziel: Wir wollen verstehen, wie sich die Planung von Stadtvierteln in Belval und Metzeschmelz verändert, wenn man Building Information Modeling (BIM) und der Technologie der digitalen Zwillinge zu Hilfe nimmt. Eine Methode: den sachkundigen Rat von Michael Brobst, dem BIM-Koordinator bei AGORA, einholen. „Es ist mehr als nur ein 3D-Modell”, sagt er. „BIM ist ein dynamisches und kollaboratives Kommunikationsmittel für alle Beteiligten geworden. Gleichzeitig schaffen digitale Zwillinge durch die Integration von Echtzeitdaten lebendige, virtuelle Nachbildungen von Stadtentwicklungsprojekte.”

Werfen wir zunächst einen Blick zurück in die Vergangenheit. Vor dem Aufkommen von BIM arbeiteten die Fachleute mit 2D-Plänen, die keine so hoch entwickelten Funktionen für die Zusammenarbeit in Echtzeit boten. Oft führte das zu Mängeln im Zusammenspiel der verschiedenen Parteien. BIM verändert alles. Dass man bei BIM die Daten in Echtzeit integriert, indem man mit den verschiedenen Mitarbeitern – Architekten, Ingenieuren, Konstrukteuren, Funktionären, Entwicklern usw. – kommuniziert, hilft unter anderem dabei, Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen Disziplinen zu erkennen und viel Zeit zu sparen. Noch besser ist: Mit dieser Technologie fügt man den Modellen eine funktionale Dimension hinzu und liefert wichtige Informationen, die in einem einfachen Modell vielleicht übersehen würden.

Und der digitale Zwilling, was ist das? Das ist eine virtuelle Nachbildung des gesamten Stadtviertels, die man aus allen Blickwinkeln betrachten und in der man Simulationen durchführen und Hypothesen testen kann. Man kann sie nutzen, um der Öffentlichkeit die Modelle zu präsentieren und um Stadtplanungs- oder Mobilitätskonzepte zu bekannt zu machen. Durch die 3D-Visualisierung der Projekte sehen die Bürger, wie sie den Bereich nach nutzen können, wenn das Projekt fertig ist. Außerdem können sie Kommentare und Vorschläge abgeben – das fördert die Bürgerbeteiligung. „Möglich ist das vor allem deshalb, weil der digitale Zwilling nach denselben Prinzipien funktioniert wie ein Videospiel oder ein Augmented-Reality-Erlebnis, nämlich spielerische und ansprechende Weise”, schwärmt Michael Brobst.

Sein Wissen auf diesem Gebiet ist unerschöpflich:

„Bei AGORA sind BIM und digitale Zwillinge untrennbar miteinander verbunden. BIM dient als Grundlage für die Erstellung digitaler Zwillinge, die sich ständig weiterentwickeln und mit Daten von Echtzeitsensoren gefüttert werden. Die digitalen Zwillinge beliefern BIM mit Informationen über den aktuellen Stand des Projekts. Diese Symbiose aus BIM und digitalen Zwillingen verbessert die Koordination, das Management und die Wartung komplexer Stadtentwicklungsprojekte wie in Metzeschmelz.”

Michael Brobst, BIM-Koordinator bei AGORA

Ein konkretes Beispiel: die bestehenden Gebäude in Metzeschmelz

Zum besseren Verständnis bitten wir Michael Brobst, uns ein konkretes Beispiel zu zeigen. Er schaltet seinen Computermonitor ein und erklärt, inwiefern die BIM-Technik zu Beginn eines Stadtentwicklungsprojekts hilfreich ist.

„Schauen Sie mal, dies ist das BIM-Modell der noch vorhandenen Gebäude auf dem verlassenen Industriegelände von ArcelorMittal, das nach und nach zum Stadtviertel Metzeschmelz werden soll. Einige Gebäude müssen aus historischen Gründen erhalten bleiben, während andere abgerissen werden müssen, um Platz für das neue Stadtviertel zu schaffen. Hier sieht man die zu erhaltenden Gebäude, die harmonisch in die Modelle des endgültigen Projekts integriert werden konnten. Die Modellierung hilft unter anderem bei der Planung des Rückbaus der anderen Gebäude, beim Umgang mit wiederverwertbaren Materialien und bei der Risikoprävention. Derzeit arbeiten sehr viele Menschen an dem Projekt: Die von den Vermessungsingenieuren erfassten Daten werden an spezialisierte Unternehmen weitergeleitet, die die Modelle mit Software erstellen, etwa mit Revit. Im Moment erfordert diese Zusammenarbeit den direkten Austausch über riesige Plattformen, weil es ein großes Datenvolumen gibt. AGORA arbeitet jedoch auch daran, parallel dazu eine einfachere Plattform für die Echtzeit-Zusammenarbeit einzurichten, um in einem zweiten Schritt den Datenaustausch zwischen allen Projektbeteiligten zu erleichtern. Das Ganze umfasst mehrere Funktionen: Dateisynchronisation, Aufgaben- und Fehlermanagement, Dashboards, Leistungskennzahlen, Verläufe und vieles mehr.”

Michael Brobst, BIM-Koordinator bei AGORA

Zeit- und Geldersparnis

Ganz offensichtlich führt der Einsatz von BIM und digitalen Zwillingen zu schnelleren Rückmeldungen und weniger unnötiger Wartezeit. Das spart wertvolle Zeit. Durch eine bessere Kommunikation zwischen den Beteiligten sinkt das Risiko von Fehlern, Verzögerungen und zusätzlichen Kosten bei der Koordination. „Außerdem wird es möglich, verschiedene Lösungen zu testen und die beste in puncto Leistung, Qualität und Kosten auszuwählen!”, fügt der BIM-Koordinator hinzu. BIM erleichtert es auch, bei der Instandhaltung und Nutzung von Gebäuden während ihres gesamten Lebenszyklus immer einem Schritt voraus zu sein. So lassen sich auch unvorhergesehene Kosten oder Kostenüberschreitungen vermeiden.

BIM spielt zudem eine wesentliche Rolle bei der Vermeidung von Fehlern. Es erkennt und korrigiert Unstimmigkeiten und Konflikte zwischen den verschiedenen Disziplinen, noch bevor die Arbeiten überhaupt beginnen. Es verbessert die Qualität und Zuverlässigkeit von Daten, denn es verhindert, dass Informationen verloren gehen oder doppelt vorhanden sind.

„Der digitale Zwilling verbessert die Qualität und Leistung von Gebäuden und Stadtvierteln, weil es die Energieeffizienz, die Nachhaltigkeit, die Barrierefreiheit, den Komfort und die Sicherheit für die Nutzer optimiert”, fügt Michael Brobst hinzu.

Herausforderungen und erfreuliche Zukunftsaussichten

„Die BIM-Technologie ist ausgereift und ich sehe so gut wie keine Grenzen oder Einschränkungen”, versichert Michael Brobst. Aber es gibt eine Herausforderung: den Faktor Mensch! Man muss sich die Zeit nehmen, um allen Mitarbeitern beizubringen, wie sie diese Tools reibungslos nutzen können, ohne dass dies zu einer zusätzlichen Belastung wird. „Es reicht nicht, den Menschen die Tools aufzuzwingen, ohne ihnen auch deren Vorteile zu zeigen. Es erfordert tägliche Arbeit, um zu zeigen, dass diese Technologien ein Vorteil sind, der die Arbeit aller Beteiligten erleichtert”, fügt der BIM-Koordinator hinzu. Aber BIM ist auch keine Hexerei. Da sich die Schnittstelle an verschiedene Nutzerprofile anpassen lässt, ist sie sehr benutzerfreundlich und kann von einem breiten Spektrum von Personen problemlos bedient werden.

„Spannend ist auch, wenn man sich die Zukunft der AGORA-Projekte im Zuge der wahrscheinlichen Weiterentwicklungen von BIM und digitalen Zwillingen ausmalt. Es ist wirklich revolutionär, dass man eine so umfassende und integrierte Sicht auf den Lebenszyklus eines Projekts hat – von der Planung über den Bau und die Instandhaltung bis zur Nutzung. Dies ist ein spannendes neues Paradigma. Wir bei AGORA sind davon überzeugt, dass diese Designwerkzeuge die Städte smarter, widerstandsfähiger und menschlicher machen werden. In Metzeschmelz werden sie dazu beitragen, ein smartes, vernetztes und umweltfreundliches Stadtviertel zu schaffen.”

Michael Brobst, BIM-Koordinator bei AGORA

Kein Zweifel: BIM und digitale Zwillinge sind entscheidende Tools, um den ökologischen und sozialen Wandel der Städte zu begleiten. AGORA kann nicht mehr darauf verzichten.

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