Während unsere Stadtviertel wachsen und gleichzeitig Mühe haben, Unterkünfte für alle zu bieten, steigen die Mieten auf ein Niveau, das für viele Stadtbewohner untragbar ist. Der Bau neuer erschwinglicher Wohnungen in verschiedenen Formen ist zwingend erforderlich. Wie uns Diane Dupont, Vorsitzende des „Fonds du Logement du Luxembourg“, berichtet, gestalten innovative Strategien in der Südregion erfreulicherweise nach und nach eine urbane Zukunft, in der jeder seinen Platz und ein Dach über dem Kopf hat. François Dorland, der geschäftsführende Direktor von AGORA, schließt sich dieser Vision an und verweist auf das diesbezügliche Engagement seines Unternehmens bei der Entwicklung innovativer Stadtviertel wie Belval und Metzeschmelz. Er betont die Bedeutung, qualitativ hochwertige Wohngebiete zu schaffen, die den zeitgenössischen Herausforderungen der Ökologie und der sozialen Durchmischung gerecht werden.
Welche Bedeutung hat die Aufgabe des erschwinglichen Wohnraums für AGORA, und mit welchen Vorteilen werden die Bewohner des zukünftigen Stadtteils Metzeschmelz rechnen können?
François Dorland: „Das Thema erschwinglicher Wohnraum ist ein zentraler Pfeiler für AGORA im Ganzen und innerhalb des Entwicklungsprojekts des neuen Stadtteils Metzeschmelz im Besonderen. Durch seine Anpassung an die Richtlinien seiner Hauptaktionäre, des luxemburgischen Staates und des Unternehmens ArcelorMittal, wurde AGORA die Verantwortung übertragen, die Errichtung erschwinglicher Wohnungen mit einem Anteil von mindestens 30 % in diesem ehrgeizigen Projekt zu leiten. Dieser Anteil stellt eine beachtliche Aufnahmekapazität dar, die langfristig 3.000 bis 3.500 Bewohner bei einer Gesamtkapazität an Wohnungen von etwa 10.000 Einwohnern im Stadtviertel entsprechen wird. Diese Zahlen repräsentieren nicht bloß demografische Maßeinheiten, sondern verkörpern AGORAs Vision, ein bereichertes und nachhaltiges Lebensumfeld zu schaffen. Die zukünftigen Bewohner von Metzeschmelz werden zudem in den Genuss einer Umgebung kommen, die nach modernsten ökologischen Standards, sowohl im Sinne der Nachhaltigkeit als auch des ökologischen Kreislaufs, geplant und errichtet wurde.“
Luxemburg befindet sich unbestreitbar in einer Wohnungskrise. Welche Prioritäten sind Ihrer Meinung bedeutend, um dem zu begegnen?
Diane Dupont: „Das starke Bevölkerungswachstum in unserem Land führt in der Tat zu einer sehr hohen Nachfrage nach Wohnraum, der das Angebot nicht angemessen gerecht werden kann. Der Mangel an erschwinglichen öffentlichen Wohnungen führt zu steigenden Mieten und Immobilienpreisen, was wiederum zur Folge hat, dass viele Menschen in prekärer Lage vom Verkaufs- und Mietmarkt ausgeschlossen werden. Es müssen Wohnmöglichkeiten für diejenigen geschaffen werden, die auf dem privaten Markt nicht mehr als Eigentümer oder Mieter auftreten können. Es bedarf folglich einer massiven Erhöhung des öffentlichen Mietwohnungsbestands. Standorte wie Metzeschmelz oder das Projekt „NeiSchmelz“ in Düdelingen sind Teil der Lösung. Sie haben den Vorzug, dass sie nach dem Prinzip der erhöhten Wohndichte konzipiert wurden, da in einem kleinen Land nicht unendlich viel Bauland zur Verfügung steht. Das Projekt „NeiSchmelz“ in Düdelingen wird beispielsweise langfristig 1.575 erschwingliche Wohnungen anbieten. Es gibt ähnliche Projekte in anderen Gemeinden des Landes. Das Stadtviertel „An der Schmëtt“ in Biwer plant zum Beispiel den Bau von 164 Wohnungen auf einer Fläche von 5,5 ha. In Wiltz hingegen wird das Viertel „Wunne mat der Wooltz“ nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft entwickelt und wird schließlich zusammen mit dem Viertel „Haargarten“ 1.085 erschwingliche Wohnungen auf einer Gesamtfläche von 34 ha umfassen. Sicher ist, dass der Staat und der Privatsektor gemeinsam das Wohnungsangebot ausbauen müssen, wenn man erschwinglichen Wohnraum erhalten will.“
Welche anderen bewährten Verfahren gibt es neben dem vollständig von der Regierung finanzierten Wohnraum mit preisgünstiger Miete, der von der Privatwirtschaft aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen zur Verfügung gestellt wird, um erschwinglichen Wohnraum sicherzustellen?
Diane Dupont: „Wir sollten uns nicht mit konventionellen, preisgünstigen Einfamilienhauswohnungen zufriedengeben. Erschwinglicher Wohnraum umfasst alle Arten von Wohnformen: Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser, verschiedene Formen von Wohngemeinschaften und Co-Living, Zimmerhäuser und Studentenwohnheime. Jede Wohnform, die darauf beruht, dass die Bewohner Mittel zusammenlegen, ist oft gleichbedeutend mit Erschwinglichkeit und einer Verbesserung der Lebensqualität. Unsere Stadtviertel sollten den Bau dieser Wohnarten fördern. Beim „Fonds du Logement“ arbeiten wir beispielsweise mit Vereinigungen ohne Gewinnzweck (frz. „association sans but lucratif – ASBL“) zusammen, die die soziale Mietverwaltung von Wohngemeinschaften für junge Erwachsene übernehmen, die noch teilweise von einem Erzieher betreut werden. Dies ist nur ein Beispiel von vielen.“
Nehmen wir das „NeiSchmelz“-Projekt als Fallbeispiel. Welche Wohnformen werden in Betracht gezogen? Wie wollen Sie dort erschwingliche Wohnungen fördern?
Diane Dupont: „Die Planung in ‚NeiSchmelz‘ sieht vor, 55 % erschwingliche Mietwohnungen und 35 % Wohnungen für den erschwinglichen Verkauf sowie 10 % Wohnungen für den preisgünstigen Verkauf zu errichten. Worin besteht der Unterschied zwischen erschwinglichem und preisgünstigem Verkauf? Es handelt sich hierbei schlicht um eine unterschiedliche Beteiligung der Regierung, die auf einer Analyse der finanziellen Situation des Käufers beruht. Die Maßnahme ermöglicht es, unsere Stadtviertel mit einer Bevölkerung zu besiedeln, die eine gewisse Einkommensmischung aufweist. Dies ist vor allem deshalb möglich, weil der „Fonds du Logement“ Eigentümer des Grundstücks bleibt, inklusive Erbpachtvertrag und Rückkaufoption. Gleichzeitig muss in das „Zusammenleben“ investiert werden. Ein großer, neuer Stadtteil wie „NeiSchmelz“, der sich mitten in einer bestehenden Stadt befindet, erfordert auch ein Konzept für das Management und die soziale Begleitung.“
Wie kann man den Bau neuer und erschwinglicher Wohnungen finanzieren, ohne dabei die Einhaltung der derzeit höchsten Umwelt- und Architekturstandards zu vernachlässigen?
Diane Dupont: „Es stimmt, dass der Wunsch zum Bau preisgünstiger Wohnungen kein guter Grund dafür ist, jene Investitionen zu vernachlässigen, die für eine nachhaltige und widerstandsfähige Architektur erforderlich sind. In unserer Zeit ist dies eine Priorität und wird zunehmend gesetzlich vorgeschrieben. Unser Ziel beim „Fonds du Logement“ besteht darin, dass jeder Bau einer preisgünstigen Wohnung die Anforderungen der LENOZ-Nachhaltigkeitszertifizierung erfüllt. Diese Zertifizierung berücksichtigt insbesondere die möglichen Energiekosten der Wohnung, aber auch die Umweltauswirkungen der Baumaterialien sowie die sozialen Funktionen, die innerhalb der Mehrfamilienhäuser vorgesehen sind. Auch was den Schutz des Kulturerbes angelangt, müssen hohe Anforderungen erfüllt werden. In unserem Fall betrifft dies in der Südregion das industrielle Erbe, aber auch Fragen der Sanierung der Bodenflächen, auf denen einst Fabriken standen. Um all dies zu finanzieren, ohne die zukünftigen Mieter oder Eigentümer der Wohnungen dafür zur Kasse zu bitten, ist die Hilfe des Staates natürlich von entscheidender Bedeutung. Sie ist gesetzlich vorgeschrieben. Sicher ist, dass nachhaltiges und widerstandsfähige Bauen keine Option ist. Das Recht auf Wohnen ist von entscheidender Bedeutung, und wir interpretieren es noch weiter, indem wir der Ansicht sind, dass wir alles Notwendige tun müssen, um nachhaltige und sich durch eine hohe urbane Qualität auszeichnende Wohnviertel zu schaffen. Alle unsere Arbeiten erfolgen in diesem Sinne.“
Wie plant AGORA, den Bedarf an Wohnraum und urbaner Lebensqualität durch die geplanten Entwicklungen in den Stadtteilen Belval und Metzeschmelz zu decken?
François Dorland: „AGORA ist sich seiner führenden Rolle in der Stadtplanung bewusst und setzt sich entschieden dafür ein, allen Bewohnern ein qualitativ hochwertiges Lebensumfeld zu bieten, ganz gleich, ob dies es sich hierbei um erschwingliche Wohnsegmente oder andere Wohnkategorien handelt. Dieser Ansatz verschreibt sich einer Politik, die einen bedeutenden Beitrag zum Wohnbau und zum Stadtgefüge leistet. In Belval, wo derzeit 8.000 Menschen wohnen, wird das Ziel angestrebt, 10.000 Menschen ein Zuhause zu bieten, was einem Bevölkerungszuwachs gleichkommt, der durch die geplante Erweiterung des Gebiets Belval Süd aufgefangen werden soll. Parallel dazu strebt das Projekt Metzeschmelz, das sich strategisch günstig zwischen Esch und Schifflingen und in der Anfangsphase der Entwicklung befindet, ebenfalls an, bis 2042 oder 2043 die Heimat für 10.000 Bewohner zu werden. Die Umsetzung dieser beiden großen Städtebauprojekte zeigt, im Vergleich mit der derzeitigen geschätzten Einwohnerzahl von 36.000 oder 37.000 in Esch an der Alzette, deutlich den erheblichen Einfluss, den Belval und Metzeschmelz auf die Erhöhung des Wohnungsangebots haben werden. Dies markiert eine entscheidende Entwicklung bei der Gestaltung qualitativer und zugänglicher Wohnräume für ein breites Spektrum der Bevölkerung.“
Wie man sieht, ist die Wohnungskrise eine komplexe Herausforderung, die nicht mit einem einzigen Ansatz gelöst werden kann. In der Tat ist sie sogar ein Aufruf, unsere Vision von Stadtvierteln und dem städtischen Leben im Ganzen grundlegend zu überdenken! Genau dies geschieht gerade.
Entdecken Sie im Rahmen der Reihe „Défis urbains“ im Interview mit Agora-Mitarbeitern, Partnern und Experten die von AGORA verteidigten und umgesetzten Werte.
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