In Belval ist der Verstand die wertvollste Ressource. Auf der Hochofenterrasse, dem Territorium von Wissen und Forschung, bilden die vom Fonds Belval geschaffenen Gebäude einen avantgardistischen Campus, auf dem auf der Grundlage von Bildung, Forschung und innovativem Unternehmergeist die Welt von morgen Form annimmt. Dies ist die Geschichte der Cité des Sciences, eines Ökosystems, tief verwurzelt in der Wissensökonomie, das sich immer mehr als Speerspitze der technologischen Entwicklung und der Datenökonomie herausbildet.
Es war einmal ein Land, das weithin bekannt war für seinen Innovationsgeist, aber leider über keine eigene Universität verfügte. Und doch waren es von jeher seine Ideen und sein Know-how, die das Wesen Luxemburgs ausmachten, als Experimentierfeld einer innovativen Industrielandschaft, als Entwicklungsraum der Finanzwirtschaft, als Nation, die schon immer geprägt war von Erfindungsgeist und Kreativität. Dieses Profil wurde 2003 mit der Gründung der Universität Luxemburg noch deutlicher herausgearbeitet. Mittlerweile konzentriert sich hier die staatliche Forschung des Landes in Zusammenarbeit mit einem äußerst aktiven Privatsektor, der quasi ihren verlängerten Arm darstellt.
Diese intellektuelle Schaffenskraft wird Tag für Tag in Belval deutlich, wo sich auf der Grundlage einer Regierungsentscheidung vom Dezember 2005 seit 2015 nach und nach die drei Campus-Bereiche der Universität angesiedelt haben und wo Start-ups und Forschungszentren geradezu aus dem Boden sprießen. Innerhalb von 20 Jahren hat sich der ehemalige Industriestandort zu einem Kompetenzzentrum von internationalem Rang entwickelt. Und hier schlägt sein Herz!
Wir schreiben den 12. August 2003
In der Abgeordnetenkammer wird das Gesetz zur Gründung der Universität Luxemburg bestätigt. Dies ist das Ergebnis von Überlegungen, die bereits einige Jahre zuvor begonnen haben, als sich Luxemburg gezwungen sieht, auf die zunehmende Transformation seiner Wirtschaft zu reagieren, die dringend wissenschaftlichen Input benötigt, weil sich abseits der Industrie eine neue Ökonomie herausbildet, die stark auf den Finanzsektor ausgerichtet ist, und man feststellen musste, dass es an Bildungs- und Forschungsstrukturen mangelt, sodass die klügsten Köpfe des Landes keine andere Wahl haben, als eine Karriere im Ausland zu verfolgen.
Es kommt jedoch nicht in Frage, in dieser Situation eine Universität zu schaffen, die allein auf die lokalen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Die Universität Luxemburg war von Anfang an gedacht als internationale und mehrsprachige Hochschule mit Studierenden aus der ganzen Welt und besonderem Augenmerk auf Mobilität und Austausch. Internationale Abkommen mit anderen Universitäten in der Europäischen Union sind genau genommen das Fundament dieser Universität und ein wesentlicher Teil ihrer DNA. Jedes Bachelor-Studium in Luxemburg umfasst daher zwingend ein Auslandstrimester.
Das Ministerium für höhere Bildung und Forschung hat die Universität zudem hauptsächlich auf Master- und Graduiertenstudiengänge ausgerichtet, mit dem erklärten Ziel, ein Forschungszentrum auf höchstem Niveau aufzubauen. Und geforscht wird bereits sehr engagiert an den drei Fakultäten der Universität: unter anderem im Bereich Biomedizin an der Faculté des Sciences, de la Technologie et de la Médecine (FSTM) , zum Thema „Schule von morgen“ und „Stadt der Zukunft“ an der Faculté des Sciences Humaines, des Sciences de l’Éducation et des Sciences Sociales (FHSE), aber auch im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft an der Faculté de Droit, d’Économie et de Finance (FDEF).
Viel mehr als eine Universität
Neben diesen Fakultäten mit ihren 13 Abteilungen und 7 Lehrstühlen sowie aktuell 6.700 Studierenden zeichnet sich die Universität auch durch ihre nach dem neuesten Stand ausgestatteten Forschungszentren aus: das Interdisciplinary Centre in Security, Reliability and Trust (SnT), das Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) und das Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH).
Es war der Fonds Belval, der auf Wunsch des Staates mit der Aufgabe betraut wurde, diesen Campus und dieses weltweit einzigartige Quartier des Wissens innerhalb kürzester Zeit Wirklichkeit werden zu lassen. Gebäude und Infrastrukturen sind durchaus einen Abstecher wert.
In Belval zeigt sich der Forscherdrang in einem Ökosystem aus verschiedensten Instituten, die sich der Forschung und Innovation verschrieben haben. Dazu gehören beispielsweise das Gründerzentrum „Incubateur d’Entreprises“ und das Luxembourg Institute of Science and Technology (ein Zusammenschluss der ehemaligen staatlichen Forschungszentren Henri-Tudor und Gabriel-Lippmann). Hier erfinden die Wissenschaftler in einem hochtechnologischen Umfeld die digitale Wirtschaft von morgen. Das technologische Zentrum wird ergänzt durch Start-ups wie SkyFlox, spezialisiert auf Luft- und Raumfahrt, ExoAtlet, ein junges Unternehmen, das Exoskelette für Menschen mit lokomotorischen Behinderungen entwickelt, oder auch ANote Music, ein Start-up, das eine völlig neuartige Plattform geschaffen hat, die Musiker und Investoren für Projekte zusammenbringt.
All das macht Belval heute zu „einer unglaublichen Kompetenz- und Wissensschmiede sowie zu einem Wissenschafts- und Technologiepark, der perfekt ausgerichtet ist auf die digitale Wirtschaft und Datenökonomie der Zukunft“, so Laurent Probst, Partner im Bereich Economic Development, Digital Transformation and Innovation bei PricewaterhouseCoopers (PwC) in Luxemburg.
Auf geradem Weg in die Zukunft
Das Team von Laurent Probst wurde kürzlich von AGORA damit beauftragt, über die strategische Positionierung von Belval im Hinblick auf Forschung und Innovation nachzudenken und kam zu dem Schluss, dass dieses „manchmal verkannte, aber wirklich außergewöhnliche“ Quartier alles hat, was es braucht, um in den Bereichen „Data Modelling und Simulation“ sowohl für den Gesundheitssektor als auch für Umwelt sowie Luft- und Raumfahrt und andere Branchen eine weltweite Führungsposition einzunehmen.
„Belval hat nicht nur beste Voraussetzungen für die Datensammlung, sondern auch für deren Analyse und Modellierung. Was den Gesundheitsbereich angeht, werden beispielsweise in Belval Daten aus aller Welt zusammengetragen. Die technologischen Infrastrukturen sind in Luxemburg sehr gut geschützt, was auf europäischer Ebene einen großen Vorteil darstellt. Die vor Ort vereinten Kräfte sind in der Lage, Daten aus verschiedensten Quellen zusammenzutragen, und verfügen über ein enormes Know-how in der Datenanalyse. Das Quartier hat alles, was es braucht, um sich als eines der ERDI-Zentren (Education Recherche Développement Innovation, zu Deutsch „Bildung Forschung Entwicklung Innovation“) für die Datenökonomie zu etablieren.“
Ein Beispiel? Nehmen wir den Bereich Biomedizin, der sich in Belval gerade mit rasanter Geschwindigkeit entwickelt, vor allem im Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB). „Dank IT-Tools mit großer Rechenkapazität bringen die Wissenschaftler die Erforschung degenerativer Krankheiten wie Parkinson mit Riesenschritten voran“, erklärt Laurent Probst. „Der nächste Schritt besteht darin, die Fortschritte weiter zu beschleunigen, indem man alle Forschungsbereiche räumlich zusammenlegt, sodass alle Beteiligten, vom Wissenschaftler bis zum Kliniker, so eng wie möglich zusammenarbeiten können.“
Ein weiterer Zukunftsbereich, der sich aus der Datenökonomie ergibt? „Belval macht sich auch in der Umweltforschung einen Namen und könnte sich zu einem weltweiten Zentrum der Datensammlung für Themen wie CO2-Emissionen, Umweltverschmutzung, Zustand der Ozeane, der Landwirtschaft und der natürlichen Ressourcen entwickeln“, fügt Laurent Probst hinzu.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Triebkräften der Universität und dem Privatsektor hat jedenfalls sehr vielversprechend begonnen! Der Standort hat sich bereits jetzt einen Platz auf der Weltkarte der Innovation erobert.
Die Serie „Il était une fois“ erzählt die Unternehmensgeschichte von AGORA anhand von Ereignissen und Begegnungen mit Menschen, die diese Geschichte geprägt haben.
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