Die Vision: Bürgerbeteiligung neu gedacht. AGORA hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bürgerbeteiligung zu überdenken und die Bewohner zu Co-Schöpfern ihres städtischen Umfelds zu machen.
Die Methode: Yves Biwer, Direktor und Koordinator vom Quartier Metzeschmelz bei AGORA, gewährt Einblicke in einen partizipativen Ansatz, der Workshops, Foren und temporäre Initiativen kombiniert. „Echte Bürgerbeteiligung bereichert Projekte enorm“, sagt Biwer.

Vor dem Hintergrund des Großprojekts zur Neugestaltung des ehemaligen Industrieareals Metzeschmelz hat sich eine Herausforderung entwickelt: Ein Stadtviertel zu schaffen, das von den Ideen und Bedürfnissen seiner zukünftigen Bewohner geprägt ist. Von Beginn an hat AGORA einen urbanistischen und architektonischen Ansatz gewählt, der die klassischen Wege der Stadtplanung verlässt. In eigens geschaffenen Dialogräumen arbeiten Stadtplaner, Vereine und Anwohner zusammen, um ein Lebensumfeld zu gestalten, das allen gerecht wird.
Die Aktivierung so vieler Akteure ist jedoch nicht einfach. AGORA setzt auf eine Vielzahl kreativer und effektiver Methoden, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse reichhaltig und relevant sind.
„Wir bauen diese Viertel nicht für uns, sondern für künftige Generationen. Bürgern zuzuhören bedeutet, Perspektiven und Bedürfnisse zu integrieren, die wir allein nie hätten antizipieren können.“
– Yves Biwer, Projektleiter Metzeschmelz

Zeitgemäße Bürgerbeteiligung
Um den Ansatz der Bürgerbeteiligung weiterzuentwickeln, hat AGORA zunächst Best-Practice-Beispiele aus anderen Städten analysiert. „Wir haben ihre Methoden untersucht und Benchmarking betrieben, um unsere Ideen zu verfeinern“, erklärt Biwer. Dabei holte sich AGORA auch Unterstützung von Experten wie Impact Lab, die zu Beginn des Projekts beratend tätig waren. Später kamen Partner wie Snakke (ehemals Zebralog) hinzu, um den Prozess weiter zu begleiten.
Im Vergleich zu früheren Projekten wie der Planung des Viertels Belval vor zwanzig Jahren ist dies ein völlig neues Niveau der Bürgerbeteiligung. In den frühen 2000er Jahren beschränkten sich die Konsultationen hauptsächlich auf öffentliche Informationsveranstaltungen. Mit Metzeschmelz schlägt AGORA einen inklusiveren Weg ein, der den globalen Entwicklungen in der partizipativen Demokratie Rechnung trägt.
„In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Erwartungen der Bürger geändert: Sie wollen nicht nur informiert werden, sondern aktiv an Entscheidungsprozessen teilnehmen“
– Yves Biwer

Methoden und Instrumente
Erste Etappe: Workshops und Wettbewerbe. Bereits 2019 initiierte AGORA einen städtebaulichen Wettbewerb zur Neugestaltung von Metzeschmelz. In Workshops konnten Bürger ihre Ideen zu öffentlichen Räumen, dem Erhalt des kulturellen Erbes und der Nahversorgung einbringen. Diese Anregungen flossen in die ersten Entwürfe der Planungsbüros ein.

Zweite Etappe: Foren und Zukunftsrot. Nach der Validierung der ersten Pläne wurde der Zukunftsrot Metzeschmelz ins Leben gerufen. Dieses Gremium bringt Bürger, Experten und lokale Vertreter zusammen. Empfehlungen, etwa zu öffentlichen Räumen, werden an die Gemeinden Esch-sur-Alzette und Schifflange weitergeleitet. „Nichts ist schlimmer als eine Scheinbeteiligung“, erklärt Biwer. „Wir wollen, dass die Ideen der Bürger wirklich einfließen.“
Dritte Etappe: Temporäre Veranstaltungen. AGORA organisiert auf dem Gelände Märkte, Festivals und Vereinsprojekte, die die Industriebrache in einen lebendigen Ort verwandeln. Führungen auf dem Gelände geben den Anwohnern die Möglichkeit, das Projekt kennenzulernen und direkt mit den Planern zu interagieren.
Vierte Etappe: Online-Beteiligungsplattform. Gerade wird eine digitale Plattform entwickelt, die den Austausch und die aktive Beteiligung der Bürger ermöglicht. Zukünftig sollen hier alle Aspekte der Quartiersplanung mitgestaltet werden können.

Konkrete Ergebnisse der Bürgerbeteiligung
Der Dialog mit den zukünftigen Bewohnern hat schon Wirkung gezeigt: Wünsche nach mehr Grünflächen und Begegnungsorten führten dazu, dass AGORA seine Pläne angepasst hat. Zusätzliche Parks und Freizeiteinrichtungen wurden in das Konzept aufgenommen.
Biwer veranschaulicht:
„Im städtebaulichen Handbuch, das vom verantwortlichen Planungsbüro erstellt wurde, haben wir die Rückmeldungen der Bürger aus den Workshops integriert. Dieses Handbuch enthält klare Richtlinien zu Gestaltungselementen wie Architektur, öffentlichen Räumen, Materialien und Nachhaltigkeitsanforderungen.“
AGORA als Vorreiter
Die Bürgerbeteiligung wächst auch in Luxemburg, und AGORA treibt diese Entwicklung voran. „Wir ersetzen nicht die Rolle der Städte als Vermittler“, betont Biwer. „Aber für unsere Projekte haben wir einen umfassenderen Ansatz entwickelt als je zuvor.“

Und wie geht es weiter?
AGORA plant, weitere Online-Kollaborationstools zu entwickeln, die „Pioniere“ der temporären Aktivitäten einzubinden und die Auswirkungen des Bürgerdialogs auf die Planung zu verfolgen. Ziel ist es, eine wirklich partizipative Stadtentwicklung zu schaffen.
