Wo in Zukunft eine Universität, ein Park, ein Einkaufszentrum und ein völlig neuer Lebensraum für Tausende von Bewohnern entstehen sollte, war vorher nichts als eine riesige Brachlandschaft, aber auch eine große politische Bereitschaft für einen Neuanfang. Der luxemburgische Staat und der Stahlriese ArcelorMittal bündelten daraufhin ihre Kräfte, um mit einer neu gegründeten Gesellschaft für Stadtentwicklung in kürzester Zeit das Unmögliche möglich zu machen!
Im Januar 2001, kaum zwei Monate nach Gründung der neuen Entwicklungsgesellschaft, kommt Bewegung in die Sache. Die ersten Mitarbeiter von AGORA richten sich auf dem brachliegenden Gelände von Belval ein. Die Fabrik und ihre Anlagen sind bereits teilweise abgerissen. Die Natur hat begonnen, sich den ehemaligen Industriestandort zurückzuerobern.
Majestätisch erheben sich die alten Hochöfen aus der vom Winter weichgezeichneten Landschaft. Hier stehen sich Mensch und Stahl auf denkwürdige Weise gegenüber. Für die Architekten, Stadtplaner, Ingenieure und Entwicklungsspezialisten, die mit AGORA in dieses Abenteuer starten, ist es ein großer Tag.
Allen ist bewusst, dass sich hier eine einzigartige Gelegenheit bietet, quasi aus dem Nichts einen völlig neuen Lebensraum zu schaffen. Ein Projekt wie Belval hatte Luxemburg bis dato noch nicht gesehen. Ein Projekt von internationaler Tragweite, einzigartig und absolut bemerkenswert. Eine solche Chance bekommt man nicht oft im Leben.
Jetzt galt es, hier ein zeitgemäßes Stadtviertel zu erschaffen, dem industriellen Erbe neues Leben einzuhauchen, es in neuer Funktion erstrahlen zu lassen. Mit Hingabe und Leidenschaft wollten die Verantwortlichen in Belval etwas entstehen lassen, das langfristig gedacht ist und den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Sie sind das Herz einer Gesellschaft mit einer einzigartigen Mission, Experten in der Neubelebung ehemaliger Produktionsstätten der Metallindustrie, mit einem multikulturellen und interdisziplinären Ansatz: AGORA vereint unter ein und demselben Dach alle erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen für den Aufbau neuer Quartiere, von der Stadtplanung über die Infrastruktur- und Immobilienentwicklung bis hin zum Standortmarketing. Die öffentlich-private Partnerschaft zwischen dem luxemburgischen Staat und dem Stahlkonzern ArcelorMittal ist ebenso sehr auf das Gemeinwohl und die Schaffung öffentlicher Räume wie auf die Erwartungen privater Bauträger und deren Betreuung ausgerichtet.
Drei Jahre zuvor …
AGORA wurde zwar erst im Jahr 2000 offiziell gegründet, die Idee zu diesem Projekt geht aber noch weiter zurück. Schon Ende der 90er-Jahre begannen erste Gespräche zwischen ArcelorMittal, dem Staat Luxemburg, den Kommunen und Gewerkschaften. Es war die wirtschaftliche Entwicklung, die den zeitlichen Rahmen vorgab. Im Stahlkonzern standen strategische Zukunftsentscheidungen an.
Seit den Ölkrisen 1973 und 1979 befand sich die europäische Metallindustrie in einem permanenten Umstrukturierungsprozess. Auch Luxemburg wurde davon nicht verschont, und so musste der ARBED-Konzern (heute ArcelorMittal) wichtige Entscheidungen treffen. Die Ankündigung erfolgte 1996. Ab diesem Zeitpunkt würde sich die Geschäftstätigkeit auf die Elektrosparte konzentrieren. Damit war das Schicksal der Gusseisen-Industustrie, die Belval seit 1909 zu seinem Ruhm verholfen hattte, besiegelt.
Der Beginn einer neuen Zeit
1997 erfolgt der letzte Abstich, symbolisch im Beisein des Premierministers. Wenige Wochen später wird der Standort stillgelegt.
Für den Stahlriesen steht es aber nicht zur Debatte, das Gelände einfach seinem Schicksal zu überlassen. Schließlich war Belval schon immer ein Ort des technischen Fortschritts. Für den Standort, an dem 1953 mit dem ersten Stahlguss der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) die Grundlage für die spätere EU geschaffen wurde, müssen sich neue Horizonte erschließen, und zwar schnellstmöglich!
Die Regierung unterstützt dieses Vorhaben mit ganzer Kraft: Die Industriebrachen machen 5 Prozent der Gemeindeflächen der Region Süd aus. Hier bietet sich eine einzigartige Gelegenheit für die Revitalisierung der Region und die Entwicklung des ganzen Landes.
Eine arbeitsreiche erste Etappe
Dass das neue Viertel Belval heute ein Erfolg ist, ist zum Großteil auch der systematischen Planung zu verdanken: Noch bevor eine einzige Maßnahme getroffen wird, erfolgt eine äußerst akribische Recherche und Untersuchung, immer in enger Abstimmung mit allen Beteiligten. Vor der Gründung von AGORA ist es die vom Staat und dem Stahlkonzern ins Leben gerufene Interessengemeinschaft GIE-Ersid (Groupement d’Intérêt Economique pour l’Etude et la Reconversion des Sites Sidérurgiques), die ab 1996 mit der Planung der ersten Etappen beauftragt wurde.
In ihrer sogenannten AGIPLAN-Studie stellt sie ab Dezember 1997 die ersten Ergebnisse vor, nur vier Monate nach Stilllegung des letzten Hochofens von Belval! Die Studie erstreckt sich über alle brachliegenden Flächen im Süden Luxemburgs, aber auch auf französisches Gebiet. Die Verfasser berücksichtigten bei diesen möglichen Entwicklungen auch die wirtschaftlichen und sozialen Erfordernisse und Umstände sowie die Flächennutzungsplanung des luxemburgischen Staats. Diese stuft Belval als prioritär zu entwickelnden Standort ein. Das Abenteuer kann also beginnen.
Die Geburtsstunde von AGORA!
Drei Jahre liegen zwischen der Präsentation der AGIPLAN-Studie und der Gründung von AGORA. Drei Jahre, in denen das Innenministerium zwei strategische Berichte zur Sanierung von Industriebrachen vorlegt (1998 – 2000). Der Staat räumt daraufhin der Sanierung des Industriegeländes Belval-West zur Belebung der Region Süd „oberste Priorität“ ein.
Damit ist der Weg frei für die Gründung von AGORA. ArcelorMittal und der luxemburgische Staat sind gleichwertige Gesellschafter und arbeiten in enger Abstimmung. AGORA ist ab sofort dafür verantwortlich, ein neues und innovatives Quartier zu konzipieren und umzusetzen. Ausgehend vom industriellen Erbe des Standorts, soll das Revitalisierungsprojekt zum Ausbau der Wissensökonomie im Süden des Landes beitragen und auf den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung beruhen. Von Anfang an ist es die Mission von AGORA, Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu liefern: wirtschaftliche und ökologische Ziele zu vereinen, einen kulturell und sozial bereichernden Ort zu schaffen, die Menschen und die Vielfalt unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt zu rücken.
Ein interdisziplinäres Team
Mittlerweile sind 21 Experten damit befasst, Belval ein zeitgemäßes Gesicht zu geben und immer neue Wege zu finden, um das entstehende Quartier auf nachhaltige Weise zu gestalten. Sie heißen Beate, Jean-Claude, Vanessa, Robert, Vincent und Mandy. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen europäischen Ländern und verfügen über verschiedenste Erfahrungen und Kompetenzen.
Bei AGORA arbeiten Stadtplaner, Landschaftsgestalter, Ingenieure, Geografen, Ökonomen, Informatiker und Marketingspezialisten Hand in Hand. Der Vorteil für die Kunden: Alle Leistungen stammen aus einer Hand und entstehen unter einem Dach.
In einem internationalen und multidisziplinären Team werden flexible Lösungen entwickelt, die genau auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt sind, die sowohl aus dem öffentlichen als auch aus dem privaten Sektor stammen.
Ergebnisse garantiert
In einigen Jahren werden Gestaltung und Realisierung von Belval abgeschlossen sein. 18.000 Menschen wohnen, arbeiten, forschen und studieren schon heute in Belval. Die Wiederbelebung des Gebiets ist nicht länger ein theoretisches Projekt. Mit mehr als 215.000 m2 Bürofläche, die bereits fertiggestellt und übergeben sind, hat sich der Standort innerhalb weniger Jahre zum fünftgrößten Dienstleistungszentrum des Landes entwickelt. Und die Entwicklung nimmt immer mehr an Fahrt auf. Was Ende der 90er-Jahre noch eine Industriebrache war, ist heute ein Beispiel für innovative Stadtplanung mit einer zeitgemäßen Architektur, einer beispiellosen Verkehrsanbindung, allen Angeboten des täglichen Lebens und einer anerkannt hohen Lebensqualität. Hier nahm vor 20 Jahren die Geschichte von AGORA ihren Anfang.
Für die Zukunft hat das Unternehmen seine Aufmerksamkeit schon auf eine neue Herausforderung gerichtet: die Sanierung der Industriebrache Esch-Schifflange. Das ehemalige Stahlwerksgelände, das von 1871 bis 2012 in Betrieb war, hat bereits einen Codenamen: Quartier Alzette. Jetzt will AGORA ihm auch eine Seele geben. Das Team steht bereit!
Die Serie „Il était une fois“ erzählt die Unternehmensgeschichte von AGORA anhand von Ereignissen und Begegnungen mit Menschen, die diese Geschichte geprägt haben.
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