Wie Belval wesentlicher Bestandteil eines Biosphärenreservats der Unesco wurde

Das Biosphärenreservat Minett Unesco Biosphere auf dem Gebiet von Belval und der Region Süd ist mit seinem postindustriellen Charakter einzigartig auf der Welt. Eine Bestandsaufnahme mit Gaëlle Tavernier, Regionalleiterin von Syndicat Pro-Sud.

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„Die Natur retten heißt die Menschheit retten. So könnte man die Mission des Programms „Man and Biosphere“ der UNESCO zusammenfassen“, erklärt uns Gaëlle Tavernier. Belval spiegelt diese wichtige Zielsetzung in jeder Hinsicht wider.

„Man and Biosphere ist ein länderübergreifendes wissenschaftliches Programm, dessen Ziel darin besteht, die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt zu verbessern und die Ökosysteme zu schützen. Das Programm unterstreicht die Bedeutung der natürlichen Artenvielfalt, aber auch die innovativen Ansätze für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.“

Die Geschichte beginnt in Peru

Die Idee zu einem Biosphärenreservat auf dem Gebiet der ehemaligen Minen und Metallwerke der Region Süd kam zum ersten Mal im Jahr 2016 auf, als Simone Beck, Präsidentin der „Commission Nationale Luxembourgeoise pour la Coopération avec l’UNESCO“ am Weltkongress der Biosphärenreservate in Lima teilnahm. Von Peru nach Luxemburg war es nur ein kleiner Schritt.

„Sehr schnell entstand eine entsprechende Planungsgruppe“, erzählt Gaëlle Tavernier. Diese umfasste Historiker, Architekten und Vertreter der Tourismusbranche. Schließlich wurde das Projekt an Syndicat Pro-Sud übertragen.“

Sehr schnell erfolgte die Auszeichnung als Biosphärenreservat. Das Gebiet war aber auch wie prädestiniert dafür. „Die Region Süd ist wie dafür gemacht, weil es sich hier um ein relativ kleines Gebiet von nur 200 kmhandelt, auf dem trotzdem alle Kriterien erfüllt sind. Dazu kommt die Besonderheit des Industrieerbes – das haben nur wenige Biosphärenreservate weltweit zu bieten.“

Die Natur erobert sich ihr Terrain zurück

Als die Industrie gegen Ende der 1990er Jahre ihre Aktivität in der Region eingestellt hatte, konnte man ein unerwartetes Phänomen beobachten, das Anlass zur Hoffnung gab: Sehr schnell eroberte sich die Natur ihr Terrain zurück. „Auf den Magerrasen und Feuchtwiesen wachsen jetzt seltene Blumenarten“, freut sich Gaëlle Tavernier. „Dazu hat sich hier eine ganz besondere Fauna angesiedelt: Neben Orchideen auch Schmetterlinge, Fledermäuse, Amphibien, Eidechsen, Reptilien, Vögel.

All das macht große Hoffnung“, erklärt Gaëlle Tavernier optimistisch. „Die Natur hat sich wieder durchgesetzt, auf einem Gebiet, das einige für zu verschmutzt und für immer verloren hielten. Der Eingriff durch den Menschen muss nicht zwingend verheerend für die Umwelt sein, wenn das Nötigste getan wird, um die Auswirkungen zu kompensieren.“

In einer Welt der ökologischen und klimatischen Krisen, in der die Sorgen um die Zukunft groß sind, gibt diese Feststellung tatsächlich Grund zur Freude. Doch es ist noch viel zu tun für uns Menschen. Gerade in diesem Bereich gibt das Biosphärenreservat Minett Unesco Biosphere die Richtung für langfristige Maßnahmen vor, in enger Abstimmung mit den 11 Gemeinden der Region (Bettemburg, Differdingen, Düdelingen, Esch-sur-Alzette, Käerjeng, Kayl, Monnerich, Petingen, Rümelingen, Sassenheim und Schifflingen).

„Zusammen mit diesen Gemeinden entwickeln wir eine regionale Vision“, erklärt die Regionalleiterin von Syndicat Pro-Sud. „Landentwicklung, Ruhezonen, Schutz des Natur- und Industrieerbes, Umweltbildung und Schaffung von Naturlandschaften sind unsere täglichen Gesprächsthemen.“

Belval im Herzen des Biosphärenreservats

Da es beim Projekt Minett Unesco Biosphere auch darum geht, den Nachlass des Industriezeitalters in Szene zu setzen, wie er sich heute inmitten der Artenvielfalt und eines neuen nachhaltigen Stadtquartiers präsentiert, gilt in Belval auch der modernen Architektur eine besondere Wertschätzung, die auf kunstvolle Weise in das Industrieerbe der ehemaligen Produktionsstätten von Arcelor-Mittal integriert wurde. Gleiches gilt für das neue gemischte Stadtviertel, das AGORA in Esch-Schifflange entwickelt und das in einer Linie mit den Zielsetzungen des Biosphärenreservats Minett steht.

Auch die Entwicklung der Wohngebäude steht in Belval unter diesem Zeichen. Die Notwendigkeiten unseres modernen Lebens werden hier mit dem Respekt vor der Umwelt in Einklang gebracht. Gaëlle Tavernier: „Die Stadtentwicklung in der Region Süd folgt den Grundsätzen der Stadt der Zukunft, die eine harmonische Einbettung in die Naturlandschaft vorsieht und in der Bewohnerinnen und Bewohner einen Lebensraum vorfinden, in dem das Ziel der Dekarbonisierung die Richtung vorgibt.“

AGORA hat diese neuen Notwendigkeiten verstanden und entschieden, eine Antwort darauf zu liefern. So kann Belval durchaus als gutes Beispiel dienen, wenn es um Fragen der Energienutzung, der Renaturisierung oder auch der Verringerung der Lichtverschmutzung geht.

Dies entspricht im Übrigen auch dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger, die sich im Verlauf der Vorbereitungen auf die Bewerbung der Region für das Programm „Man and Biosphere“ zu Wort melden konnten. Die Maßnahmen wurden eng mit der Bevölkerung abgestimmt, die ganz klar den Wunsch zum Ausdruck gebracht hat, in einer grünen Stadt zu leben, durch die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus aber auch den Rest der Welt daran teilhaben zu lassen.

„Das ist eine der großen Zielsetzungen des Biosphärenreservats Minett Unesco Biosphere“, fasst Gaëlle Tavernier zusammen. Entscheidungen werden dabei von allen Gemeinden gemeinsam getroffen, die von der Landentwicklung, den Fragen nach Energie, Mobilität und Schaffung neuer Naturlandschaften betroffen sind. In diesem Sinne wird am zukünftigen Standort Esch-Schifflange schon bald ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Die Serie „Il était une fois“ erzählt die Unternehmensgeschichte von AGORA anhand von Ereignissen und Begegnungen mit Menschen, die diese Geschichte geprägt haben.

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