AGORA – Beim neuen Quartier Metzeschmelz wird Bürgerbeteiligung großgeschrieben
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Beim neuen Quartier Metzeschmelz wird Bürgerbeteiligung großgeschrieben

Metzeschmelz: Das ist der Name des neuen Quartiers zwischen Esch-sur-Alzette und Schifflange auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks. Der Name war die Idee einer Bürgerin, die sich damit in einem für alle offenen Wettbewerb durchsetzte. Ein starkes Symbol für die Bedeutung der Bürgerbeteiligung im Rahmen der Entwicklung dieses Quartiers.

Seit den ersten Anfängen entsteht das Quartier Metzeschmelz in enger Zusammenarbeit mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich in einem fruchtbaren Austausch mit den Experten an vielen Stellen aktiv in das Projekt einbringen. Und genau so soll es auch weitergehen!
 

Stadtentwicklungsprojekte sind heutzutage ohne Beteiligung der Bevölkerung gar nicht mehr denkbar. Warum und inwiefern ist Metzeschmelz dafür ein gutes Beispiel?

François Dorland, Generaldirektor von AGORA: „Es war uns wichtig, alle Nutznießer und alle beteiligten Parteien in die Überlegungen und die Ausarbeitung des neuen Quartiers Metzeschmelz mit einzubeziehen. Für uns ist das ein entscheidender Schritt, um am Ende ein Quartier erschaffen zu können, in dem der soziale Zusammenhalt Priorität hat. Um aus den Überresten des industriellen Zeitalters einen zeitgemäßen und nachhaltigen Lebensraum machen zu können, erscheint es uns notwendig, alle betroffenen Akteure in den Prozess mit einzubinden: Auf diese Weise können wir einen Raum schaffen, der den Ansprüchen von heute wirklich gerecht wird. Wir wünschen uns Vielfalt unter den Bewohnerinnen und Bewohnern. Sie sollen in einem Quartier leben, das der industriellen Vergangenheit des Standorts Rechnung trägt und gleichzeitig eine höhere Lebensqualität verspricht, durch renaturierte Flächen und einen ehrgeizigen Ansatz zur Gestaltung der aktiven Mobilität. Zur selben Zeit wird Bürgerbeteiligung im Quartier Metzeschmelz großgeschrieben. Das war eine der zentralen Bedingungen bei der Auftragsvergabe an AGORA durch die Aktionäre, die Luxemburger Regierung und ArcelorMittal Luxembourg.

Seit 2019 organisiert AGORA einen Konzeptionsworkshop im Rahmen der Machbarkeitsstudie zur Wiederbelebung des Standorts Esch-Schifflange. Auf diese Weise entstanden die Leitlinien des Masterplans für das Stadt- und Landschaftskonzept. Und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger geht weiter: Am 8. Oktober 2022 wurde einen Tag lang in einem zwanglosen Austausch über die Zukunft des Quartiers gesprochen.

Das ist erst der Anfang einer Initiative, die über mehrere Jahre angelegt ist und die Bürgerinnen und Bürger mitten ins Geschehen holt. So können sie sich mit Experten, Kommunen, Administrationen, dem Staat und allen Parteien austauschen, die an der Konzeption des neuen Quartiers Metzeschmelz beteiligt sind.“

Sind also die Herausforderungen und Notwendigkeiten unserer Zeit der Grund dafür, dass diese Beteiligung heute wichtiger ist als je zuvor?

Marie-Josée Vidal, Präsidentin von AGORA, Erste Regierungsrätin und Generalkoordinatorin im Ministerium für Raumentwicklung: „Die Herausforderungen, denen wir in Luxemburg im Bereich der Raumentwicklung begegnen, sind einzigartig in unserer Geschichte. Das Land verzeichnet ein signifikantes Wachstum, sowohl aus demografischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Dies stellt jedoch eine Belastung für Ressourcen, Natur und Umwelt dar. Wir sind also gezwungen, unseren Lebensraum auf neue Weise zu konzipieren, zu bewohnen und uns dort fortzubewegen, um so zu einer neuen Lebensart zu gelangen. Das Quartier Metzeschmelz bietet uns die einzigartige Chance, auf innovative Weise zu planen, uns auszuprobieren, zu experimentieren und so gemeinsam diese neue Lebensart Realität werden zu lassen. Aus diesem Grund wollten wir auch mehr als die einfache Bürgerbefragung.

Seit 2018 setzen wir in Luxemburg bei der nationalen Raumplanung auf partizipative Prozesse in den unterschiedlichsten Formen: Bürgerkomitees, Expertenausschüsse, regionale und nationale Workshops, Konferenzen, Online-Befragungen... So haben wir es bei der internationalen Konsultation „Luxembourg in Transition“ gemacht, aber auch bei der Ausarbeitung des Projekts des Nationalen Leitprogramms für die Raumentwicklung 2023, für das derzeit das Konsultationsverfahren läuft. Und so hat es auch AGORA bei den unterschiedlichen Planungsetappen für das Quartier Metzeschmelz gehalten, zum Beispiel mit dem Konzeptionsworkshop.“
 

Wie stellen sich die Bürgerinnen und Bürger Ihrer Ansicht nach die Zukunft des Quartiers Metzeschmelz vor?

Georges Mischo, Bürgermeister von Esch-sur-Alzette und Abgeordneter: „Die Metzeschmelz ist Teil unserer Identität, insbesondere aufgrund ihrer Geschichte, die das Leben der Einwohnerinnen und Einwohner rund 150 Jahre lang geprägt hat. Die Bevölkerung stellt sich daher viele Fragen: Was passiert am Standort? Werde ich in Zukunft dort wohnen und meine Zukunft aufbauen können? Was geschieht in Sachen Mobilität? All diese Fragen sind der Grund dafür, uns aktiv an der langfristigen Entwicklung des Projekts zu beteiligen. Die Geburt und weitere Entwicklung des Quartiers Metzeschmelz stellen für die Stadt Esch und für ihre Einwohnerinnen und Einwohner eine einzigartige Chance dar.“

Wird diese Beteiligung der Bevölkerung auch in Zukunft weitergeführt? Stellen Sie sich über die Entwicklungsphase hinaus ein Quartier vor, das dauerhaft von der Bürgerbeteiligung profitiert?

Paul Weimerskirch, Bürgermeister von Schifflange: „Wir wollen tatsächlich einen dauerhaften Austausch und eine interessante Debatte starten, die möglichst lange lebendig bleiben soll. Ich spreche gern von „nachhaltiger Demokratie“. Das Zusammenleben im neuen Quartier soll davon geprägt sein. Durch diese partizipativen Prozesse können wir die Bevölkerung motivieren, die politischen Entscheidungen, die sie betreffen, aktiv zu verfolgen, weil das wichtig ist. Besonders stolz bin ich auf die Tatsache, dass wir mit Hilfe eines Wettbewerbs den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben haben, den Namen des zukünftigen Quartiers selbst zu wählen. Die Gewinnerin Liliane Bimmermann hat uns mit ihrem Vorschlag überzeugt, der der Geografie und der Geschichte des Standorts Rechnung trägt.“

Um welche Fragen dreht sich der Austausch mit der Bevölkerung beim Projekt Metzeschmelz?

Marie-Josée Vidal: „Da geht es um fast alle Aspekte des Stadtlebens und der Raumplanung. Dabei ist natürlich klar, dass Fragen der Nachhaltigkeit und der Mobilität im Vordergrund stehen. Unsere Erfahrung zeigt, dass den Bürgerinnen und Bürgern Klimaneutralität und ökologischer Wandel genauso wichtig sind wie uns. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir eine Stadtentwicklung, die einer neuen Lebensart Raum gibt. Die Tatsache, dass die Menschen selbst über diese Dinge nachdenken und an den entsprechenden Prozessen beteiligt sind, macht die anschließend ergriffenen politischen Maßnahmen greifbarer und nachvollziehbarer. Die Menschen stehen hinter diesem neuen Stadtentwurf, wenn sie selbst daran beteiligt waren, die Regeln dafür zu definieren.“

Und was braucht es, damit dieser Austausch am Ende ein Erfolg wird?

Marie-Josée Vidal: „An den jüngeren Projekten in Luxemburg kann man erkennen, dass die fruchtbarsten Beteiligungsformen ganz klar die waren, die über die reine Information und Abstimmung hinausgingen und stattdessen auf einen echten Dialog zwischen Bürgern und Experten setzten, und zwar frühzeitig und dauerhaft. Mit einem guten Moderator – und wir verfügen mittlerweile über bewährte Methoden der Moderation – kann das Wechselspiel zwischen Phasen des informellen Austauschs zwischen den Bürgern und den Etappen der Information durch Experten zu einer qualitativ hochwertigen, produktiven und sehr inspirierenden Form der Bürgerbeteiligung führen.“

Nach diesem Modell wurden die Workshops am 8. Oktober 2022 im Rahmen des MOOD-Events abgehalten, bei dem es um Fragen der Stadtentwicklung, der Mobilität, des Industrieerbes und der Ökologie ging. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, die Zukunft von Metzeschmelz in einer großen kollektiven Debatte mitzugestalten.

Stadtgärten, Smart Cities, Öko-Viertel oder Zwischennutzungkonzept für den urbanen Raum, die "Tell me more!"-Serie erforscht neue Trends und erteilt Experten das Wort. ´

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