AGORA – Rockhal: Kunst und Wissenschaft im Dialog.
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Rockhal: Kunst und Wissenschaft im Dialog.

Die Rockhal in Belval ist nicht nur Konzertsaal, sondern auch ein Ort der Vermittlung und der Zusammenkunft. „Hier tritt die Kunst in Dialog mit Technologie und Wissenschaft, in guter Nachbarschaft mit Unternehmen der Ökonomie von morgen und der Universität“, betont Olivier Toth, CEO der Rockhal.

Am Anfang war die Rockhal. Und seit ihren Anfängen hat diese Kulturstätte, mit der in Belval alles begann, auch zur Definition der Identität dieses Quartiers beigetragen. Laut Olivier Toth liegt der Grund dafür darin, dass Kultur und die Bereiche Forschung und Innovation viele Gemeinsamkeiten haben.

AGORA: Wie würden Sie die Rolle der Rockhal im Quartier definieren?

Olivier Toth: Ohne zu überheblich wirken zu wollen, möchte ich mir erlauben, den Kollegen Marc Shields vom Fonds National de la Recherche zu zitieren, der der Ansicht ist, dass die Rockhal Belval erst richtig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt. Jedes Jahr kommen 250.000 Menschen nach Belval, um Konzerte und andere Veranstaltungen zu besuchen. Für mich ist Belval einer der interessantesten Orte des Landes, und wenn man die Aspekte Bildung, Forschung, Innovation, Kunst, Musik und Entertainment betrachtet, gibt es keinen urbanen Standort, der all diese Dinge auf ähnliche Weise vereint. Kreativität und Unterhaltung sind an diesem Ort eng verflochten mit Innovation, Forschung und technologischem Umbruch. Selbst für das kleinste und vermeintlich unbedeutendste Konzert wird in der Rockhal ein enormer kreativer Aufwand betrieben, und die Dinge, die als gegeben scheinen, werden immer wieder in Frage gestellt. Und das hängt nicht nur mit unserem künstlerischen Anspruch zusammen: Wir verstehen uns als Ort der Avantgarde, gerade weil wir Teil dieses besonderen Ortes sind, der unsere DNA mindestens ebenso sehr beeinflusst wie wir die seine.

Also spielt die Rockhal auch eine Rolle in der städtischen Struktur von Belval, weil sie diese transformiert und weiterentwickelt?

In den ersten Jahren war das ganz sicher der Fall. Da war ja die Rockhal quasi das einzige Gebäude an diesem Standort, und ein Teil der städtischen und gewerblichen Entwicklung dieses Ortes ist sicher auf unseren Pionierstatus zurückzuführen. Alex Fixmer, der ehemalige Direktor des Fonds Belval, hat sich sehr dafür eingesetzt, dass die Rockhal in Bahnhofsnähe gebaut wird – auch ich denke, dass dieser Standort heute ideal ist, in einem Bereich, der wesentlich weniger dicht bebaut ist als andere Ecken des Quartiers. Die Rockhal lebt hier in ihrem kleinen Kokon, strahlt aber weiterhin eine Anziehungskraft aus, die ihr Umfeld weiter voranbringt. Sie ist zumindest für Besucherinnen und Besucher, die mit dem Zug anreisen, sehr präsent. Auf diese Weise verleiht sie dem Quartier sofort eine kulturelle und kreative Identität, die auf den ersten Blick sichtbar wird.

Welche Möglichkeiten ergeben sich durch die Nähe zur Universität, für Sie und für die Künstlerinnen und Künstler, die den Weg zu Ihnen finden?

Auf der einen Seite stellt die universitäre Bevölkerung natürlich ein extrem interessantes Publikum dar, weil es sich um engagierte Menschen handelt, die neugierig auf junge Künstlerinnen und Künstler sind. Gerade aufgrund dieser Zielgruppe beziehen wir auch bestimmte musikalische Nischen mit ein – in diesem Bereich wird in Zukunft noch ein ganzes Projekt entstehen. Vor allen Dingen pflegen wir aber auch einen fruchtbaren Austausch mit dem Gründerzentrum der Universität, um beispielsweise auf der Grundlage unternehmerischer Projekte Künstlerkarrieren aufzubauen.

Sind auch die Start-ups des Quartiers Teil dieser fruchtbaren Zusammenarbeit?

Ich habe schon immer gesagt: Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen musikalisch Schaffenden und den kreativen Köpfen in der Welt der Start-ups und der Forschung. In diesem Bereich ist der Technoport einer unserer festen Ansprechpartner. Die Zusammenarbeit ist in jeder Hinsicht inspirierend, selbst wenn Projekte nicht bis zum Ende durchgeführt werden. So haben wir zum Beispiel einmal mit der Idee gespielt, Blockchain für die Entwicklung von Lösungen zur Verwaltung von Urheberrechten zu nutzen. In der ursprünglich angedachten Form hat das nicht funktioniert, aber der Dialog ist angestoßen und könnte uns weit bringen.

Der Technoport ist auch Hauptpartner der Konferenzen Ihres Festivals SONIC VISION?

Darauf bin ich besonders stolz. Zwar ist Sonic Vision zuallererst eine musikalische Veranstaltung, die Künstlerinnen und Künstler promoten und einen Ort der Begegnung und des Austauschs innerhalb der Musikbranche schaffen soll, mittlerweile betrachten wir es aber ebenso sehr als Präsentationsplattform für die Talente aus Forschung und Start-ups der Region wie für musikalische Talente. Meiner Meinung nach ähnelt die Haltung der Künstlerinnen und Künstler stark der der Startupper.

Können Sie uns auch etwas darüber erzählen, inwiefern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Nachbarschaft zum Event The Sound of Data beigetragen haben, bei dem wissenschaftliche Daten zu Musik gemacht werden?

Als wir begannen, über Projekte für Esch 2022 nachzudenken, war unser erster Impuls, die Forschenden und die Leute von der Rockhal zusammenzubringen. Wir baten sie, ihre verrücktesten Ideen auf den Tisch zu bringen, die den Rahmen des Üblichen sprengen. Von allen genannten Ideen war die mit dem größten Potenzial The Sound of Data. In Belval verfügen wir auf einer Fläche von einigen Quadratkilometern über die besten Partner, um eine solche Verklanglichung von Daten umzusetzen. So haben wir beispielsweise Daten zur Intensität des Verkehrs auf der Autobahn zwischen Esch und Belval aufgezeichnet, mit Mikros, die man normalerweise bei der Herstellung von E-Gitarren einsetzt. Spezielle Mikrofone zeichnen die Daten auf, die dann von Algorithmen umgewandelt und schließlich über das traditionelle Notensystem, MIDI-Parameter oder auf andere Weise zu Musik gemacht werden.

Und Ihrer Meinung nach wäre es nirgends anders im Land möglich gewesen, dieses Konzept umzusetzen?

In Luxemburg-Stadt hätte man dieses Projekt niemals gemacht. Es geht hier ja nicht nur darum, die Geeks anzusprechen, sondern vielmehr über diese Verbindung zwischen der Welt der Wissenschaft und der der Musik für ein breites Publikum einen zeitgemäßen Zugang zur Wissenschaft und zur musikalischen Avantgarde zu schaffen. Das Ziel ist, darüber nachzudenken, was Belval eigentlich ist. Das Projekt trägt zu 100 % die DNA dieses Standorts. Es zeigt außerdem sein ganzes Potenzial.

Die Rockhal macht sich ihr Quartier übrigens auch dann zu eigen, wenn sie es wagt, die eigenen vier Wände zu verlassen, beispielsweise für Open-Air-Konzerte vor den Hochöfen. Dieses Erlebnis wird es auch im Rahmen von Esch 2022 wieder geben, und in Zukunft sicher noch häufiger: Freuen Sie sich auf Spektakuläres und auf kreative Rendezvous zwischen Musik, der einzigartigen postindustriellen Umgebung und der Spitzentechnologie.

Die Reihe "REGARDS CROISES" von AGORA erzählt die Entstehungsgeschichte eines Projekts.

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