AGORA – Die Industriebrache: ein faszinierendes Forschungsobjekt für Stadtplaner
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AGORA – Ihr Partner in der Standortentwicklung

Die Industriebrache: ein faszinierendes Forschungsobjekt für Stadtplaner

In Absprache mit AGORA haben Architekturstudenten das Quartier Alzette als Experimentierfeld ausgewählt. Die Zielsetzung: innovative Konzepte für den Standort zu entwickeln und ihre praktischen Fähigkeiten auszubauen. Beate Heigel, Projektleiterin bei AGORA, und Jörn Hadzik, der für die Studierenden zuständige Lehrbeauftragte, sprechen über diese spannende Erfahrung.

Im Rahmen der stadtplanerischen Überlegungen zum Quartier Alzette interessierten sich auch Architekturstudenten für dieses ambitionierte Projekt von AGORA. Ihre Zielsetzung? Eigene Ideen für diesen in seiner Art einzigartigen Standort zu entwickeln und auf diese Weise ihre beruflichen Fähigkeiten auszuweiten. Unter Anleitung ihrer Professoren an der Münster School of Architecture (MSA) entwarfen die Studierenden also experimentelle und originelle Konzepte rund um das Thema „Nachhaltige Entwicklung“. Dieser sehr kreative Workshop wurde ermöglicht durch Beate Heigel, Architektin und Projektleiterin bei AGORA, sowie Jörn Hadzik und Max Wombacher vom Architekturbüro Spine Architects (Hamburg), die als Lehrbeauftragte gleichzeitig den Anstoß zu dieser Partnerschaft gaben. Sie erzählen uns von dieser bereichernden Erfahrung.

Frau Heigel, können Sie uns zunächst erklären, wie diese Partnerschaft zwischen AGORA und den Architekturstudenten zustande kam?

Beate Heigel: Wir erhalten eigentlich regelmäßig Anfragen von Studierenden und Universitäten, die ihr Interesse an unseren Projekten bekunden. Sie sehen darin eine Gelegenheit, ihre Ausbildung an einem neuartigen praktischen Fall anzuwenden. 2019 traten also Lehrkräfte der Fachhochschule Münster (D) an uns heran, die sich mit ihren Studierenden mit dem Standort des Quartiers Alzette beschäftigen wollten. Damit waren wir natürlich sehr einverstanden.

Welche Vorteile bietet eine solche Zusammenarbeit zwischen professionellen Stadtplanern und Universitäten?

Beate Heigel: Es ist eine sehr bereichernde Erfahrung. Für uns, also AGORA, besteht gleich ein zweifaches Interesse. Uns bietet sich zunächst einmal die Möglichkeit, einige unserer Konzepte anhand der Recherchen der Studierenden zu testen, weiter auszuloten und zu sehen, ob sie vor Ort tatsächlich effektiv funktionieren. Auf der anderen Seite bringen die Studierenden, die einen ganz frischen Blick auf das Projekt werfen, neue Ideen ein. Sie überraschen und und eröffnen Horizonte, an die wir noch gar nicht gedacht hatten.

Für die Studierenden ist das eine tolle Chance…

Beate Heigel: Absolut. Sie bekommen die Möglichkeit, die Schulbank zu verlassen und in die Praxis einzutauchen. Im Rahmen ihres Workshops zum Quartier Alzette haben sie natürlich den Standort besichtigt, aber auch Kunden, kommunale Vertreter, Experten von AGORA usw. getroffen. Das war ein echter Austausch, von dem wir alle profitieren!

Herr Hadzik, Sie sind Architekt und Professor. Können Sie uns sagen, in welchem universitären Kontext sich diese Art von Workshop abspielt?

Jörn Hadzik: Zusammen mit meinem Kollegen Max gebe ich seit 2018 Architekturkurse an der Fachhochschule Münster. Vor allem einer dieser Kurse basiert auf einem sehr konzeptuellen und experimentellen Ansatz der Stadtplanung. Das zentrale Thema ist Nachhaltigkeit im weitesten Sinne. Ziel dieses Kurses ist es, die Studierenden dazu zu bringen, die ausgetretenen Gedankenpfade zu verlassen und ihrer Fantasie Raum zu geben, das Ganze anhand eines realen Projekts.

Warum haben Sie speziell das Projekt von AGORA ausgewählt?

Jörn Hadzik: Weil das Quartier Alzette für unsere angehenden Architektinnen und Architekten eine fantastische Spielwiese ist! Ausgehend von einem Stück Niemandsland kann man sich alles nur Denkbare ausmalen. Und die industrielle Vergangenheit bringt eine besonders faszinierende Atmosphäre ins Spiel. Das lädt geradezu ein zu einer neuen und innovativen Art der Stadtplanung, die gleichzeitig in der Geschichte des Ortes verwurzelt ist.

Wie sah das Programm ganz konkret aus?

Jörn Hadzik: Max und ich haben zunächst einer ersten Gruppe von Studierenden angeboten, am sogenannten PhyLab mitzuarbeiten. Die Idee war, ein Konzept und einen Rahmen zu schaffen, um den Studierenden zu ermöglichen, im Bereich der bisher noch viel zu wenig erforschten Techniken der biologischen Sanierung mitzuarbeiten. Dabei sollten aber die Geschichte des Standorts und die Vielfalt seiner zukünftigen Nutzer und Bewohner Berücksichtigung finden. Auch unser anderer Kurs über das Quartier Alzette mit dem Titel Maison de l'acier befasste sich mit der nachhaltigen Entwicklung des Standorts.

Haben sich Ihre Studierenden dort gleich zurechtgefunden?

Jörn Hadzik: Am Anfang waren sie etwas verloren. Dazu muss man sagen, dass dieser Standort immerhin 61 Hektar groß ist. Die ersten Ideen waren relativ konventionell... sogar etwas langweilig! Die stadtplanerischen Fragen waren hier aber so zahlreich und der Standort ist so inspirierend, dass schließlich jeder einen interessanten Anknüpfungspunkt finden konnte.

Was genau waren diese stadtplanerischen Fragen?

Jörn Hadzik: Fragen der Stadtentwicklung in einem postindustriellen Umfeld. Es ging darum, die Ökologie eines Standorts neu zu gestalten, der einst der Metallverarbeitung diente, einer Aktivität also, die den Boden verschmutzt und die Landschaft stark geprägt hat. Die Herausforderung lag darin, nachhaltige Formen der Mobilität einzuführen, bestehende Materialien wiederzuverwerten und auch dem industriellen Erbe und dem vorhandenen Immobilienbestand Rechnung zu tragen, indem man Neues mit Altem verbindet.

Kommt es vor, dass Sie sich selbst von der Arbeit der Studierenden inspirieren lassen?

Jörn Hadzik: Das kommt in der Tat vor. Einige Teams haben uns beispielsweise neue, nachhaltige Materialien vorgestellt, von denen wir noch nie gehört hatten…!

Für uns als gestandene Architekten ist der Blick der jungen Generation sehr wertvoll. Er eröffnet uns andere Perspektiven.

Können Sie uns einen Vorschlag für das Quartier Alzette nennen, der Ihnen besonders gefallen hat?

Jörn Hadzik: Ja, natürlich. Mein Lieblingsprojekt stammt von einem Team, das sich eine Möglichkeit der Bodensanierung ausgedacht hat, die auf neuesten Forschungen und dem Konzept des „Phytomining“ basiert...Aberdazu kann Ihnen Max mehr erzählen!

Max Wombacher: Phytomining ist eine Technik zur Dekontaminierung von Böden mit Hilfe von Pflanzen. Das Prinzip wurde vor mehr als 40 Jahren von dem britischen Biologen Alan Baker erfunden. Dabei werden die Pflanzen quasi zu Minenarbeitern! Über ihre Wurzeln ziehen sie Schwermetalle aus dem Boden.

Das Interessante an dem von unseren Studierenden vorgestellten Projekt ist, dass es bestehende Infrastrukturen (die ehemaligen Bahnschienen) nutzt und in die finale Lösung integriert: Ihr Konzept sah mobile, kugelförmige Labore vor, die sich über die ehemaligen Bahnschienen des Standorts fortbewegen sollten. Eine wirklich brillante Idee.

Außerdem gefiel uns die soziale und multidisziplinäre Komponente: Diese neue Art der Dekontaminierung dient der Forschung und der Beschäftigung gleichermaßen und lässt ehemalige Arbeiter des Metallwerks, Bewohner, Studierende und Wissenschaftler in einer Art Netzwerk zusammenarbeiten. So wird die Sanierung des Standorts zum Gemeinschaftsprojekt.

Sind Ihnen auch noch andere Projekte positiv aufgefallen?

Max Wombacher: Ja! Ein Projekt namens „hold“ hat uns auch sehr gut gefallen. Uns hat beeindruckt, wie es das industrielle Erbe herausstellt und sich gleichzeitig einer sehr mutigen Struktur bedient, insbesondere durch eine elegante Betonfassade.

Beate Heigel: Das sind typischerweise die neuen Ideen, die auch AGORA inspirieren! Diese Projekte werden nicht zwangsläufig genauso umgesetzt, aber sie erweitern unseren Horizont und ebnen den Weg für zukünftige Innovationen. Was das angeht, war das Ganze ein großer Erfolg.

Die Reihe "REGARDS CROISES" von AGORA erzählt die Entstehungsgeschichte eines Projekts.

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