AGORA – Das Quartier Alzette: ein partizipativer Architektur- und Planungswettbewerb!
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Das Quartier Alzette: ein partizipativer Architektur- und Planungswettbewerb!

Begegnung mit Jörg Faltin vom Moderationsbüro FALTIN+SATTLER, Düsseldorf
Um die Grundlagen für das zukünftige Quartier Alzette zu definieren, kamen Teams aus Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten eine Woche lang zu einem Intensiv-Workshop unter den Augen der Bevölkerung zusammen, die parallel zum Ideenworkshop der Experten eingeladen war, ihrerseits über ihre Visionen für das neue Quartier zu diskutieren. Ein Gespräch mit Jörg Faltin, der diesen kreativen Prozess orchestriert hat.

Der städteplanerische Kreativprozess hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Um die Grundlagen für das zukünftige Quartier Alzette zu definieren, griff AGORA daher auf einen integrativen Ansatz zurück. Konkurrierende Teams wurden zu einem einwöchigen Intensiv-Workshop eingeladen, der unter den Augen der Bevölkerung stattfand, die ihrerseits die Möglichkeit erhielt, ihre eigenen Visionen für das neue Quartier zum Ausdruck zu bringen. Der deutsche Stadtplaner Jörg Faltin hat sich auf partizipative Stadtplanungen spezialisiert.

AGORA arbeitet bereits seit vielen Jahren mit FALTIN+SATTLER zusammen, auch für die Organisation klassischer Architekturwettbewerbe. Für die Durchführung, Zusammenstellung von Teams und Jury, die Ausarbeitung von Analysen und die Zusammenfassung der eingereichten Vorschläge greift AGORA regelmäßig auf die anerkannte Expertise des Düsseldorfer Büros zurück. Mittlerweile haben sich Planungsprojekte aber über diesen klassischen Ansatz hinaus weiterentwickelt. Der Trend geht dahin, die Bürger und Akteure der jeweiligen Stadt mit einzubeziehen.

„Bei dieser Art von Prozessen herrscht eine starke Dynamik unter den Architekten- und Stadtplanungsteams“, erklärt Jörg Faltin. „Die Workshops und die Bürgerforen laufen parallel – die Experten können sich vom Input der Bevölkerung inspirieren lassen, in die unterschiedlichen Visionen eintauchen und diese eventuell weiterdenken. Auf diese Weise befruchten sich Bürgerforen und die Arbeitsphasen der Experten gegenseitig, es entsteht eine ganz spontane Zusammenarbeit, die sich in die unterschiedlichsten Richtungen entwickeln kann. “

Der Entstehungsprozess des Quartiers Alzette

Um einen Masterplan für das zukünftige Quartier Alzette auf dem Areal des ehemaligen Stahlwerks Esch-Schifflange auszuarbeiten, beauftragte AGORA FALTIN+SATTLER mit der Organisation eines einwöchigen partizipativen Ideenworkshops vor Ort. Vier Planerteams kamen daraufhin zusammen, um eine Woche lang an ihrem Konzept zu arbeiten. Gleichzeitig waren Bürger eingeladen, an Workshops, Foren und Standortbegehungen teilzunehmen. In der Mitte der Woche stellten die Teams ihre ersten Arbeitsergebnisse vor, über die anschließend diskutiert wurde. Am Ende der Woche fand eine finale Präsentation des Workshops statt. Am folgenden Tag gab die Jury ihre Entscheidung bekannt.

„Alzette, das ist fast Science-Fiction“, erinnert sich Jörg Faltin. „Diese ganze Woche war einfach faszinierend. Für das, was wir uns vorgestellt hatten, war es wichtig, direkt vor Ort zu sein, die Stimmung einzufangen, die Gegebenheiten, die Vergangenheit dieses Ortes einzuatmen, die Industriekultur und Landschaft mit ihre Besonderheiten mit eigenen Augen zu sehen. “

„Die Experten des Alltags“ erhalten eine Stimme

Wer könnte besser geeignet sein, sich die Zukunft eines Standorts auszumalen, als die Menschen, die dort wohnen oder die Teil seiner industriellen Geschichte waren? Um diese „Experten des Alltags“ mit ins Boot zu holen, organisierten AGORA und FALTIN+SATTLER für die Bevölkerung Standortbegehungen unter der Leitung ehemaliger Stahlwerksmitarbeiter sowie eine Reihe von Bürgerforen, in denen über unterschiedliche städteplanerische Fragen gesprochen wurde. Abgerundet wurde die Beteiligung durch Workshops, in denen Anregungen und Ideen zum Ausdruck gebracht werden konnten, von denen sich die Konzeptionsteams inspirieren ließen.

„Zunächst einmal wollten wir wissen, wie die Einwohner diesen Ort und seine Geschichte wahrnehmen“, führt Jörg Faltin aus. „Wir haben sie gebeten, ihre persönliche Beziehung zu diesem Standort zu beschreiben. Dann kamen nach und nach die unterschiedlichsten Ideen auf, um den Ort umzugestalten und weiterzuentwickeln. Wir fanden heraus, dass dieser Ort in Alzette seit Schließung des Stahlwerks als eine Art „Verbotene Stadt“ betrachtet wurde. Ein Ort, der sowohl Neugier als auch eine gewisse Wehmut aufgrund der vergangenen Zeiten weckt. Genau deshalb ist es so wichtig, die Bürger in den Umgestaltungsprozess mit einzubinden. “

Auf diese Weise kamen auch andere Überlegungen mit ins Spiel, wie beispielsweise der Schutz von Natur und Gewässern. Die Bürger brachten ihren Wunsch nach Renaturisierung und Grünflächen zum Ausdruck, aber auch die Notwendigkeit einer Schnellbahn und von Radwegen. „Die Frage des umweltfreundlichen Verkehrs war in den Gesprächen mit den Bürgern ein zentraler Punkt“, bestätigt Faltin.

Ein offenes Ohr für die Bevölkerung

Die Planerteams nutzten die improvisierten Büros nicht nur, um dort ihre Zeichentische und Computer aufzustellen und dynamisch zusammenzuarbeiten, die Präsenz vor Ort ermöglichte es ihnen auch, die nähere Umgebung des ehemaligen Stahlwerks zu erkunden. All das diente dazu, besser zu verstehen, welche Rolle das zukünftige Quartier Alzette innerhalb des Gesamkonzepts der Umgebung mit entsprechenden Grünbereichen und dem öffentlichen Transportwesen spielen soll. So wurde beispielsweise ein Besuch im neuen Bahnhof von Schifflange und im Quartier Op Hudelen organisiert. Letzteres zeichnet sich unter anderem durch eine sehr offene Bauweise mit vielen Grünflächen aus.

„Neben diesen offiziellen Führungen hatten die Teams aber auch jederzeit die Möglichkeit, den Standort auf eigene Faust mit dem Rad zu erkunden, um die Stimmung dieses Ortes aufzunehmen“, fügt Jörg Faltin hinzu. „So konnten sie die Landschaft am eigenen Leib erfahren und sich davon inspirieren lassen. “

Zurück am Zeichentisch arbeiteten sie dann fast Tag und Nacht mit einer unglaublichen Intensität und völlig frei von der üblichen Büroroutine. „Das sind die Bedingungen, die es für echte Kreativität und den nötigen Wettbewerbsgeist braucht“, schwärmt der Geschäftsführer von FALTIN+SATTLER. „Unserer Ansicht nach war es außerdem sehr hilfreich, dass die Bürger den Experten über die Schulter schauen konnten, während sie ihre Konzepte zu Papier brachten und über das Projekt diskutierten. Das schafft eine gemeinsame konkrete und kreative Basis, die alle beflügelt. “

Am Ende dieser Reise präsentierten die Teams dann einem begeisterten Publikum ihre finalen Vorschläge. Unter frenetischem Applaus kürte daraufhin die aus 26 Mitgliedern und zahlreichen Beratern bestehende Jury das Gewinnerprojekt des Teams 1, das sich aus den Architektur- und Planungsbüros COBE (Kopenhagen/DK) und URBAN AGENCY (Kopenhagen/DK) sowie LUXPLAN S.A. (Luxemburg/LU) und URBAN CREATORS (Kopenhagen/DK) zusammensetzt.

Auf der Grundlage des Pflichtenhefts hat das Gewinnerteam jetzt die Aufgabe, das Konzept zu optimieren und zu finalisieren, um dann einen Masterplan vorlegen zu können, der den Erwartungen der Initiatoren und der Öffentlichkeit gerecht wird.

In der Reihe „AGORAMA“ erfahren Sie mehr über das Know-how von AGORA und wie Stadtplaner, Landschaftsgestalter, Ingenieure, Geographen, Wirtschaftswissenschaftler, IT- und Marketingspezialisten über die Städte von morgen denken.

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