AGORA – Die Hochofenterrasse, ein Symbol der Vergangenheit wurde zum Vorzeigeviertel
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Die Hochofenterrasse, ein Symbol der Vergangenheit wurde zum Vorzeigeviertel

Die Hochofenterrasse, Inbegriff der industriellen Vergangenheit des Standorts Belval und mächtiges Symbol seiner Wiedergeburt durch Wissensökonomie und urbane Vielfalt, ist eines der dynamischen Zentren des neuen Stadtviertels. Und der Weg bis hierher war alles andere als gerade.

Die Hochöfen sind schon aus 10 km Entfernung zu sehen. Je näher man ihnen kommt, desto besser erkennt man ihre beeindruckenden und in den Himmel ragenden Strukturen. Und doch sind sie ein Beispiel für absolute Schlichtheit. Kein Wirrwarr von Röhren, in denen sich das Auge verfängt, keine allzu glänzende Aufbereitung, keine auffällige Bearbeitung der ursprünglichen Materialien, die Konstruktion wurde ganz einfach mit einer eleganten Lackierung versehen, die sie in ihrem natürlichen Glanz erstrahlen lässt.

Zu ihren Füßen die „Cité des Sciences de la Recherche et de l'Innovation“. Hier ist der Campus der Universität Luxemburg untergebracht. Sie macht das Quartier zu einem wissenschaftlichen Zentrum in Luxemburg und Europa und zeichnet sich durch ihren ganz eigenen Rhythmus aus, der vom Kommen und Gehen der Studenten geprägt ist. Und natürlich von kulturellen Veranstaltungen.

Eine Reihe unerwarteter Wendungen

Bevor die Hochofenterrasse ihrer heutigen Bestimmung zugeführt wurde, war sie in den Masterplänen ursprünglich eher als „Ort für Kultur, Dienstleistungen, Gastronomie, Freizeit und Sport“ mit einem „grünen Korridor“ im Zentrum vorgesehen.

1997 hatte der Grünen-Abgeordnete von Düdelingen, Robert Garcia, sogar einen niemals umgesetzten Vorschlag für einen Regionalpark ausgearbeitet: den „Parc Economique et Naturel de la Minett“. Dem Verfasser ging es darum, die Wertschätzung des Industrie- und Naturerbes mit neuen „nachhaltigen“ Wirtschaftsaktivitäten zu verknüpfen.

Diese ersten Überlegungen erfolgten, bevor der Staat Luxemburg das ehrgeizige Projekt der „Cité des Sciences“ ins Spiel brachte, das das strukturelle Zentrum der Hochofenterrasse in dem, im Jahr 2000 vom Kölner Architektur- und Stadtplanungsbüro Dewey & Müller präsentierten Masterplan werden sollte. 

Um diese Pläne realisieren zu können, erwarb der Staat Luxemburg die dafür notwendigen Grundstücke (27,34 Hektar) von AGORA. Parallel dazu erschuf er sein eigenes Interventionsinstrument, den Fonds Belval, dessen primäre Mission in der Realisierung und Verwaltung der Gebäude der Cité des Sciences besteht.

Der Projektentwurf von Dewey & Müller wurde im Anschluss an einen internationalen Wettbewerb vom Büro Jo Coenen & Co aus Maastricht weiter ausgearbeitet. Der definitive Masterplan wird anschließend von AGORA präsentiert. Die Rolle der Hochöfen stand damit fest. Als „Monumente innerhalb der Stadt“ sollten sie eine zentrale Funktion in der Entwicklung von Belval einnehmen und dem Quartier Gesicht verleihen.

2002: AGORA lanciert die ersten spektakulären Arbeiten auf dem Gelände. Die Silos werden abgerissen. Die komplexen werden Strukturen abgebaut. Die Fundamente der alten Gebäude werden ausgegraben. Die Bahnschienen, die die verschiedenen Werke von ArcelorMittal untereinander verbinden, werden umgelegt. Die Sanierung der Böden wird eingeleitet. Drei lange Jahre braucht AGORA für diese Vorbereitungen. Doch die Arbeit hat sich gelohnt: Der Bau der neuen Gebäude kann beginnen. Die Rockhal wird als Erstes in Angriff genommen.

Drei Szenarien für die Hochöfen

Doch noch bevor man mit den Bauarbeiten allzu sehr ins Detail ging, galt es eine Frage zu beantworten, über die heftig diskutiert wurde: Wie sollten die Hochöfen am besten in Szene gesetzt werden? Alle Möglichkeiten, von einem Extrem zum anderen, wurden durchdacht, bevor man sich für die aktuelle Lösung entschied.

Der erste, radikale Vorschlag bestand darin, die ehemalige industrielle Struktur praktisch ohne Eingriffe weitestgehend zu erhalten.

Der zweite brachte dagegen einen minimalistischen Ansatz ins Spiel, bei dem nur die Silhouette der ehemaligen Anlagen erhalten bleiben und weithin sichtbar sein sollte.

Es war schließlich der dritte Vorschlag, auf den man sich einigen konnte und der 2005 von der Regierung angenommen wurde: Dort ist der erste Hochofen umfassender erhalten. Seine Strukturen sollen unter anderem ein nationales Dokumentations und Ausstellungszentrum zur Industriegeschichte Luxemburgs beherbergen. Vom zweiten, noch verbliebenen Hochofen wurden hingegen nur Elemente der Silhouette erhalten. 

Ein Projekt erfolgreich umgesetzt

Studenten und Professoren aus der ganzen Welt kommen heute auf der Hochofenterrasse zusammen, in dieser außergewöhnlichen urbanen Umgebung, in der die unterschiedlichsten Sprachen gesprochen werden und immer neue, innovative Ideen entstehen. 

Die Universität Luxemburg hat in Belval ihren Hauptcampus und ihre Verwaltungsdienste untergebracht. Mit mehr als 6.000 Studenten aus 125 verschiedenen Ländern, 850 Mitarbeitern (Wissenschaftler und Forscher) und 242 Lehrkräften wurde hier ein für Luxemburg enormes Projekt erfolgreich umgesetzt. Im September 2015 feierte man die erste offizielle Semestereröffnung auf dem nagelneuen Campus.

Der Campus Belval besteht aus mehreren „Maisons“, die die verschiedenen Fakultäten beherbergen (z. B. die „Maison des Sciences Humaines“ oder die „Maison de l’Ingénieur“) und sich rund um die Hochöfen verteilen. Einige Gebäude sind regelrecht damit verwachsen, andere wurden gegenüber oder in unmittelbarer Nähe gebaut.

Die Cité des Sciences umfasst außerdem zahlreiche Forschungs- und Innovationszentren wie das Gründerzentrum „Technoport“, das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) oder das Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) sowie andere öffentliche Einrichtungen. Die Rockhal, ein riesiger Konzertsaal mit 5.400 Plätzen und einem zusätzlichen Saal mit 800 Plätzen, war das erste Gebäude, das am 19. Juni 2005 in Belval eröffnet wurde. 

Auch private Investitionen

Doch auch private Investoren engagieren sich im Quartier: Die Banque Internationale à Luxembourg (BIL) kündigte als Erste den Bau eines neuen Verwaltungskomplexes in Belval an. Das unverwechselbare „Terres Rouges“-Gebäude beeindruckt durch seine rote Fassade. Nur wenige Meter von den Hochöfen entfernt, greift seine Stahlkonstruktion die Farbe auf, die die Region Süd über so lange Zeit geprägt hat.  Eine wunderbare Hommage an die „rote Erde“. 

Schon bald sollten weitere Bauten folgen: das imposante Einkaufszentrum Belval Plaza oder die Residenz Feierstëppler mit angeschlossenem Hotel. Ihr endgültiges Gesicht wird die Hochofenterrasse mit den bereits im Bau befindlichen Wohnturm „Omnia Tower“, dem ebenfalls sich im Bau befindenden Bürogebäude „Icône“ des berühmten Londoner Architekturbüros Foster+Partners sowie den Nationalarchiven bekommen, deren Baubeginn unmittelbar bevorsteht und die vom Fonds Belval realisiert werden. 

Auf der Hochofenterrasse wird dem Spaziergänger schnell die Konsequenz in der Landschaftsgestaltung auffallen: ein einzigartiger dunkler Pflasterklinkerboden, Wasserspiele, die die industriellen Überreste wunderschön widerspiegeln, und Wintergärten, die einem sehr urbanen Ort einen Hauch von Grün verleihen. 

Es ist ein sehr inspirierendes Universum, in dem sich Alt und Neu, Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft in perfekter Harmonie vereinen. 

Die Reihe "REGARDS CROISES" von AGORA erzählt die Entstehungsgeschichte eines Projekts.

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