AGORA – Der Einfluss von Zwischen- und Übergangsnutzungen
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AGORA – Ihr Partner in der Standortentwicklung

Der Einfluss von Zwischen- und Übergangsnutzungen

Die Umsetzung großer Städtebauprojekte dauert Jahre. In dieser Zeit stehen die Gebäude, die umgewandelt werden sollen, häufig leer... Eine Übergangsnutzung kann diesen Leerstand beheben und Projekten Raum bieten, der zwar nicht für die Ewigkeit ist, dafür aber enorm positive Effekte haben kann!

Ein großes Städtebauprojekt umzusetzen, dauert Jahrzehnte. In all dieser Zeit liegt der Standort praktisch brach und wartet geduldig auf seine große Stunde. Man könnte ihn aber stattdessen aus seinem Dornröschenschlaf erwecken und übergangsweise andere Nutzungen in Erwägung ziehen, die sicher nicht für die Ewigkeit, aber ungemein bereichernd wären!

Die Übergangsstadt

Klärung der Ausgangslage, Untersuchungen, Planung, Konzeption, Realisation… ein Stadtbauprojekt durchläuft viele Phasen. Rund um den Bau sind zahllose Beteiligte aktiv, jeder von ihnen mit seiner ganz eigenen Funktion: Abgeordnete, Architekten, Stadtplaner, Bauträger usw. Diese Art der Organisation führt zu langen Projektzeiten, die allen kohärent und nachhaltig gedachten Projekten eigen ist.

Warum Übergangsnutzungen?

Um die Begeisterung der Menschen für das Projekt wachzuhalten

Eine der grundsätzlichen Zielsetzungen ist zu verhindern, dass sich „Leere“ ausbreitet. Die Einwohner könnten sich sonst sehr schnell verlassen und vergessen fühlen. Abgeordnete können den Eindruck fehlender Aktivität bekommen und Investoren entgehen Einnahmen. Alle Beteiligten könnten sich irgendwann entmutigt fühlen und sich vom Standort abwenden, anstatt zu investieren und sich einzubringen. Dabei spielen das Engagement der Abgeordneten und der Bewohner, die Kreativität der Unternehmen und die Bereitschaft der Investoren bei der Stadtentwicklung eine wichtige Rolle.

Rentabilität und neue Impulse

Da Städte immer dichter besiedelt werden, zählt jeder Quadratmeter. Welche Verschwendung, ganze Hektar an Flächen in den zukünftigen urbanen Zonen nicht zu nutzen, dort zu investieren und schon in der Übergangszeit eine Rentabilität zu erzielen. Die Übergangsnutzung ist außerdem ein Katalysator für Entwicklung, ein treibender Faktor für neue Projekte, den sozialen Zusammenhalt, Kultur, Arbeit, Vereine und Initiativen! Zudem kann man einen Standort, der bisher in der öffentlichen Wahrnehmung keine große Rolle gespielt hat, auf diese Weise bekannt und attraktiv machen und seine Identität schon in der Bauphase prägen.

Städte in permanenter Entwicklung

Paris: eine Charta für die Übergangsnutzung

Urbane Zonen befinden sich in einer permanenten Entwicklung und sind Heimat verschiedenster, sich überlappender Projekte. Durch die Übergangsnutzung werden Städte zu einem riesigen Versuchslabor. In Paris, der am dichtesten bevölkerten Hauptstadt Europas, gibt es zahllose städtische Projekte und die Nachfrage nach verfügbaren Räumen ist riesig. Die Stadt hat sich im großen Stil auf die Zwischennutzung eingelassen ... und dafür sogar eine Charta erlassen! Diese neue Art der flexiblen und anpassungsfähigen Stadtplanung lässt die Stadt atmen, die ansonsten wenig Platz für die Stimme der Bürger und soziale Innovation bietet. Einige Orte sind für Notunterkünfte bestimmt, andere für die künstlerische Praxis junger Pioniere. Auch Start-ups, Festivitäten und Vereinsleben finden hier ihren Platz.
 

Brüssel: wenn der Übergang dauerhaft wird...

In Brüssel entstand auf einem brachliegenden städtischen Gelände eine neun Meter hohe Konstruktion namens „Tour Limite Limite“. Sie diente ein Jahr lang als Gemeinschaftslokal für das  Quartier und prägte die urbane Landschaft und die Identität des Viertels nachhaltig. Es entstand eine gleichnamige Plattform, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Projekt auch nach dem Abbau der provisorischen Installation weiterzuführen.

Belval: ein Projekt von 20 Jahren

Im Fall Belval, der symbolträchtigsten Umwandlung einer Industriebrache in Luxemburg, begannen die ersten Überlegungen bereits 1997. Konkreter wurde man dann im Jahr 2000 mit der Gründung der Entwicklungsgesellschaft AGORA, die fortan das Projekt Belval als Chefdirigent betreuen sollte. Das Ziel war die Planung und Umsetzung der Wiederbelebung dieses Ensembles. Daraufhin begann die Untersuchungsphase, kurz darauf auch die Planung. Während dieser ersten Schritte passierte am Standort selbst gar nichts. Einige Jahre später wurden die ersten Infrastrukturen angelegt, und 2006 der Standort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bis zur offiziellen Eröffnung vergingen einige Jahre, und jeder wusste, dass es ab 2006 noch weitere 20 Jahre dauern würde, bis das komplette Projekt abgeschlossen ist. 20 Jahre … für ein Stadtprojekt ein ganz normaler Zeitraum, für die Bevölkerung eine Ewigkeit! Um zu vermeiden, dass der Standort wieder aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwindet, und um ihn auch in den Köpfen der Menschen am Leben zu erhalten, befasste sich AGORA mit verschiedensten Lösungen für eine Zwischennutzung.

Eine Industriebrache im Wandel

Provisorische Nutzung

Je nach Ort, Kultur und individuellen Gegebenheiten kann eine Zwischennutzung unterschiedliche Formen annehmen. Im Quartier Belval ließ AGORA verschiedene nützliche und funktionelle Strukturen einrichten. Ein Beispiel ist der provisorische Parkplatz Square Mile mit 900 Stellplätzen für die ersten Bewohner. Ein weiteres Element ist das sogenannte „Bridge Building“, ein modulares Gebäude, in dem sich Unternehmen bis zum Umzug in ihre endgültigen Räumlichkeiten ansiedeln können. Ein weiteres Element „Beates Garten.“ Diese provisorische Mikro-Grünfläche war der Vorläufer des großen Stadtparks. Sie sollte dem im Bau befindlichen Quartier Struktur und einen gewissen Zusammenhalt geben. Und im „Infopoint Belval“ schließlich konnten sich die Besucher in Ausstellungen über die urbanen Konzepte des Projekts informieren.

Beschilderung

Während man darauf wartete, dass das Quartier Form annimmt und seinen Charakter ausbildet, war die Beschilderung von Belval von Anfang an sehr umfangreich. Informationstafeln, Hinweiselemente, Ortsbezeichnungen… AGORA beauftragte die Agentur Polaris Architects mit der Erstellung eines besonderen Layouts. Die Besucher des jungen Quartiers wurden also schon früh von unterschiedlichen farbenfrohen Schildern begrüßt. Sie wiesen den Weg, sollten aber auch eine optimistische Botschaft verbreiten.

Provisorische Events

Eine gängige Form der urbanen Zwischennutzung besteht darin, den Raum Künstlern zu überlassen. Auf diese Weise entstehen spontan originelle städtische Räume, die den Künstlern gleichzeitig eine Bühne bieten. Während der Latenzzeiten des Projekts Belval wurde der öffentliche Raum lokalen ders Europäischen Kulturhauptstadtjahrs, gab es in der Gebläsehalle von Belval eine Schwerpunktausstellung mit dem Titel „All we need“. Thema waren menschliche Bedürfnisse und Ressourcen, ein Kernpunkt bei der nachhaltigen Wiederbelebung eines Stadtviertels.
 

Lokale, nationale und internationale Veranstaltungen

Die großen offenen Räume boten echte Möglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen. 2002 organisierte AGORA das Großkonzert „Steelworx“, eine schöne Gelegenheit, das neu entstehende Quartier zu erkunden. Zu Füßen der Hochöfen erklangen vor einer begeisterten Menge die Gitarrenakkorde von Indochine und die Musik von Nina Hagen. Jedes Jahr richtet die Rockhal das Festival „Sonic Vision“ aus, eine Musik-Konferenz mit Diskussionen, Workshops, Produktion und Markenaufbau für die neue Künstlergeneration. AGORA hat dem Standort außerdem mit zwei Sportveranstaltungen neue Impulse gegeben, dem Escher Kulturlaf und die AGORA Red Rock Challenge, ein Mountainbikerennen und Trail-Lauf durch die Südregion. Auf diese Weise konnte auch ein sportlich interessiertes Publikum das Industrieerbe vor und seine weitere Entwicklung entdecken.

Die urbane Zwischennutzung ist also mehr als eine reine Nutzung leerstehender Räume, sondern vielmehr eine Möglichkeit, der Stadt auf kreative Weise Leben einzuhauchen und Sinn zu verleihen. Sie lädt die (zukünftigen) Bewohner ein, über verschiedene Events und Einrichtungen bereits jetzt am städtischen Diskurs teilzuhaben.

Stadtgärten, Smart Cities, Öko-Viertel oder Zwischennutzungkonzept für den urbanen Raum, die "Tell me more!"-Serie erforscht neue Trends und erteilt Experten das Wort. ´

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